Steinzeitoma

Steinzeitoma

Es gibt einen entlarvenden Satz, der einen, abgesehen von der äußeren Erscheinung, als „alt“ outet: Das haben wir seinerzeit viel einfacher gemacht!

Früher war alles anders

Die frischgebackene Oma staunt über den Baby-Hightech-Hype. Aber klar, wenn ein heutiger VW im Gegensatz zum Käfer über ein funktionierendes Gebläse verfügt, wieso sollte eine Babybadewanne auf dem Stand von 1990 stehenbleiben. So ein simples, pastellfarbenes Plastikteil mit integrierter Seifenschale gibt es zwar noch – für erstaunlich moderate 9,95€ sogar – aber eben auch den Oberklassewagen unter den Wannen in „Pflaume“ für knapp 50€. Oder ein Modell zum Zusammenklappen für 70€ (Siebzig!). Wer so eng wohnt, dass er die Wanne falten muss, kann sich so eine wahrscheinlich gar nicht leisten. Ein Modell mit hitzeempfindlichem Stöpsel!? Das ist nicht billig (gut 60€).

Es gibt auch ganze Sets, u.a. mit Nagelschere und Eimer. Der scheint offensichtlich kein üblicher Haushaltsartikel mehr zu sein. Muss ja auch immer alles zusammenpassen. Vor allem mit dem vorhandenen Ambiente. Warum sonst wird ein Produkt mit „Hingucker“ beschrieben? Gibt man heutzutage schon mit der Babywanne an?

Das Vorwort Baby treibt immer schon den Preis. Und fürsorglichen Eltern liegt das Geld, wenn´s um späte Wunschkind geht, locker in der Tasche.

Als ich selbst noch kinderlos war, kam meine Nichte für eine Nacht zu uns. Und mit ihr der halbe Hausrat. Sie wurde von mir, auf Anweisung der Mutter, auf einer BABY-Reisewickelauflage (zum Aufblasen) von der Windel befreit. Meine Kinder mussten sich später außerhalb der eigenen vier Wände mit einem Handtuch begnügen. Von einer reichen Tante bekamen wir seinerzeit den Lammfellfußsack (in Royal Blau mit Goldlitzen) für den Schlitten, den ihr eigenes Goldenkelkind nicht mehr benötigte. Bis dahin fuhr mein Töchterlein in eine Sofadecke eingewickelt durch die fahle Wintersonne.

Heute muss auch alles immer personalisiert sein. Mit dem eingestickten Namen verhindern die Verkaufsstrategen absichtlich, dass ausrangiertes mit Erfolg auf dem Baby-Basar vertickt werden kann. Nicht mal der kleinen Schwester mutet man das Badelaken vom großen Bruder zu.

High-Tech im Kinderzimmer

Die Überwachungselektronik im Kinderzimmer beschreibt das Wort Babyphone nur unzulänglich. Allein die Typenbezeichnung erinnert an ein Telefon. Ansonsten wirkt es eher wie ein von Bonds Haustechniker Q entwickeltes Gimmick in Pastelltönen:

Kann via Wlan mit dem Smartphone oder Tablet verbunden werden

Auch nachts und bei eingeschränkten Lichtverhältnissen überwacht das XBP 8473 Compact mittels Infrarot Nachtsicht in hoher Bildqualität

Digitale 2,4 GHz FHSS Technologie macht das Babyphone durch verschlüsselte Signalübertragung zu einem sicheren und störungsfreien Beobachtungsgerät

Mit fernlenkbarer Kamera zum Schwenken, Neigen und mit 3-fach Zoom

Bluetooth unterstützte Uhr, Luftfeuchtigkeit-, Temperatur-, Luftqualitäts- (Staub) Sensor

Einstellbare Sensormattenempfindlichkeit

Macht dafür im Einzelfall auch mal bis zu 255€.
Kein Wunder, glauben viele, dass einen Kinder finanziell ruinieren.
Das kommt aber erst in der Pubertät.