Werbung im Internet: Woher wissen die eigentlich, was ich suche?

Werbung im Internet: Woher wissen die eigentlich, was ich suche?

Es wird Zeit für ein neues Fahrrad. Erst mal in Ruhe im Internet schauen. Dieses Trekkingbike wäre schon toll. Leider ist es ganz schön teuer. Also wird die Seite geschlossen und aus dem neuen Rad wird erst mal nichts. Aber am Abend, beim Surfen mit dem Smartphone, taucht es plötzlich wieder auf, irgendwo in den Werbeanzeigen. Und auch am nächsten Morgen, beim Checken der E-Mails, wird einem das gute Stück per Werbung wieder unter die Nase gesetzt. Ein verrückter Zufall? Natürlich nicht. Werbung im Internet ist mittlerweile für viele Branchen ein entscheidender Marketingfaktor. Und anders als im Fernsehen oder beim Werbeplakat am Straßenrand bleibt es hier nicht unbedingt dem Zufall überlassen, wer welche Anzeige zu sehen bekommt.

Werbung ist eine Wissenschaft

Wer verkaufen will, muss werben. Und Werbung kostet Geld. Landet Werbung bei Menschen, die keine potenziellen Kunden sind, ist das für Werbetreibende rausgeschmissenes Geld. Schon immer wird deshalb versucht, Werbung möglichst geschickt zu platzieren. Anzeigen für Damenrasierer finden sich eher selten in einem Automagazin. Und der Werbespot für Blasentee passt besser in das Vormittagsprogramm von ARD und ZDF als in die Samstagabendshow von RTL. Das sind zwar Klischees, aber aus Sicht der Werbenden ergeben sie durchaus Sinn. Ideal funktioniert das aber auch noch nicht, denn wie viele der Zeitschriftenkäufer und Fernsehzuschauer sich gerade tatsächlich für ein entsprechendes Produkt interessieren, lässt sich bestenfalls schätzen.
Aus der Sicht von Werbetreibenden wäre es natürlich ideal, die Werbung für den Damenrasierer insbesondere Frauen zu zeigen, die sich gerade für einen neuen Rasierer interessieren. Genau diese Möglichkeit bietet das Internet. Denn hier ist personalisierte Werbung möglich.

Wie funktioniert personalisierte Werbung?

Wie kommt nun das Fahrrad von gestern in die Werbeanzeige von heute? Wer im Internet surft, hinterlässt in der Regel Spuren. Browser- und Geräte-Identi­fizierung und die sogenannten Cookies sorgen dafür, dass Webseiten unser Surfverhalten beobachten können. Sogenannte Tracker sammeln Nutzerdaten auf verschiedenen Webseiten. Werden sie zu Werbezwecken genutzt, nennt man das Ad-Tracking.
Die dabei anfallenden Daten sind eine gefragte Ware. Denn sie verraten, wonach wir gesucht haben, auf welchen Seiten wir waren und was wir uns dort angesehen haben. Über Werbenetzwerke wie Facebook Ads oder Google Ads können dann Querverweise dafür sorgen, dass das Fahrrad von der einen Webseite in der Werbeanzeige auf einer anderen Seite landet. Und weil wir uns offensichtlich dafür interessieren, bekommen wir vermutlich auch gleich noch andere Fahrräder präsentiert.
Das alles klingt relativ kompliziert und letztlich ist es das auch. Die Organisation ihrer Werbung im Internet überlassen viele Unternehmen deshalb lieber einer spezialisierten Agentur für Online-Marketing.

Abschalten oder Anschauen?

Das Datensammeln im Internet hat einen schlechten Ruf. Und viele Nutzer fühlen sich irgendwie unwohl und beobachtet, wenn personalisierte Werbung auftaucht. Entsprechend schnell kommt die Frage auf, ob sich das nicht irgendwie verhindern lässt.
Prinzipiell ist das durchaus möglich. Das grundsätzliche Ablehnen von Cookies auf Webseiten kann die Nutzbarkeit der Seite beeinträchtigen. Das regelmäßige Löschen von Cookies im Browser oder die Nutzung des Inkognito-Modus helfen aber.
Allerdings ist das nicht zwingend nötig, denn eine wirkliche Gefahr ist personalisierte Werbung eigentlich nicht. Und am Ende bietet sie das schicke Rad ja vielleicht sogar noch günstiger an…