alleine unter maennern

Allein unter Männern – eine berufliche Herausforderung?

Es gibt Männerjobs und es gibt Frauenjobs. Ob man will oder nicht. Ich habe einen Frauenjob und darüber bin ich eigentlich ganz froh. Aber es gibt auch Männerbranchen und Frauenbranchen. Ich habe einen Frauenjob in einer Männerbranche. Im Alltag heißt das: 90% meiner Gesprächspartner sind männlich. 100% der Entscheidungsträger sind Männer.
Diese Konstellation hat für mich ganz klar zwei Seiten: Im täglichen Doing macht die Arbeit mit Männern – mit handfesten dazu – jede Menge Spaß! Dank der Tatsache, dass ich in der Branche einen Frauenjob ausfülle, bleibt mir ein echtes Kräftemessen in dem männlichen „Kerngebiet“ erspart. Hut ab, vor allen Frauen, egal ob Feuerwehrfrauen, Polizistinnen, Rennfahrerinnen, oder, oder, oder, die in den direkten Wettbewerb in einem Männerjob eintreten. Das ist hart und verlangt jede Menge Durchhaltevermögen, Selbstbewusstsein und Energie! Kann man dort wirklich bestehen, ohne hin und wieder als Mädchen oder als Amazone abgestempelt zu werden? Oft gibt es für Frauen nur die zwei Wege: alles weglächeln oder Haare auf den Zähnen zeigen.

Aber seien wir mal ganz selbstkritisch und ehrlich, liebe Frauen: Wirklich einfacher haben es Männer in Frauenjobs auch nicht. Die Klischees sind ebenso groß und diejenige, die den Kindergärtner nicht erstmal argwöhnisch mustert, möge sich bitte bei uns melden.
Gut, das bleibt mir glücklicherweise erspart. Seitdem ich meinen Job habe, bin ich so etwas wie ein bunter Hund. Ich muss nicht in den direkten Wettbewerb, sondern habe eine gesonderte Rolle und taste die Kompetenz meiner Kollegen im Alltag nicht an. Deswegen habe ich jede Menge Spaß mit „meinen Männern“, die sich ihrerseits freuen, mal mit einer Frau zu tun zu haben. Denn es bleibt unbestritten: Die beste und effizienteste Arbeit leisten gemischte Teams.

Bei meiner Arbeit kann ich die Rollen hin und wieder wechseln – mal lasse ich meine Kompetenz sprechen, mal spiele ich das charmante Mädchen, mal zeige ich Zähne. Wenn man sich dann noch an eindeutig zweideutige Anspielungen gewöhnt und seine Schlagfertigkeit trainiert, kann man eine Menge Spaß bei der Arbeit haben.
Einen Grundsatz habe ich allerdings erkannt: Je „wichtiger“ die Männer, desto schwieriger die Zusammenarbeit. Ab einer bestimmten Hierarchiestufe kennen Männer in Männerbranchen Frauen nur noch als Sekretärin oder als Ehefrau, die ihnen in der Regel den Rücken frei halten. Hier mit Kompetenz zu überzeugen und nicht in die Rolle des Mädchens oder der Amazone zu schlüpfen, ist schwierig.
Eigentlich habe ich gedacht, das Thema wäre Dank der Abeit unserer Mütter, Alice Schwarzer, Simone de Beauvoir und wie sie alle heißen, abgeschlossen. Aber nix da. Den Schlüsselmoment hatte ich im Jahr 2011, als ich in einem Meeting für Führungskräfte mit den Worten verabschiedet wurde: „Nichts gegen die Damen, aber die Herren haben jetzt noch etwas zu besprechen.“ Uff! Und nun?

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