alleine unter maennern

Allein unter Männern – eine berufliche Herausforderung Teil2

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Egal, welche Reaktion nun folgt, man kann nur verlieren. Ihr habt richtig gelesen, 2011! Die bis dahin in diesem Kreis aufgebaute Kompetenz war mit einem Satz dahin. So, die Mädchen gehen jetzt mal raus, die Männer haben noch was wichtiges zu regeln. Bis zu diesem Tag hätte ich nie gedacht, dass ich einmal explizit wegen meinem Geschlecht eines Raumes verwiesen werde. Aber wahrscheinlich werden solche Situationen noch meinen Töchtern in Männerbranchen nicht erspart bleiben.

Irgendwie ist der Job das, was in der Steinzeit die Jagd war: Muskeln zeigen, Kräftemessen, Wettbewerbe austragen. Manchmal wundert es mich, wie wenig es im Wirtschaftsalltag auf Inhalte ankommt und wie viel über reine Machtdemonstration ausgetragen wird. Macht, das ist für Frauen immer noch etwas, an das sie sich gewöhnen müssen. Viele Frauen scheuen Macht und Verantwortung – nicht zuletzt deswegen sind die Führungsetagen größtenteils mit Männern besetzt. Und nicht zuletzt deswegen haben es Frauen, die das nicht scheuen, schwieriger.

Viele der Probleme machen uns tatsächlich nicht die Herren der Schöpfung, sondern wir selbst. Wir leben noch immer in einer Männerwelt und das bedeutet für die Frauen, die dort mitspielen wollen, sich den Spielregeln der Männer anpassen zu müssen: ihre Sprache zu sprechen, ihre Riten zu pflegen und mit ihnen auf Augenhöhe zu arbeiten. Das bedeutet eine Umstellung, klar. Wenn man drüber nachdenkt, ist das natürlich nicht fair, aber so ist das Leben. Nur wer sich an die Spielregeln der Männer hält, hat eine Chance, dauerhaft und ernsthaft in dem Spiel mitzuspielen. In der Theorie weiß ich das, in der Umsetzung tue ich mich schwer, aber ich arbeite stetig daran.

Wirklich ernsthaft kann ich mich darauf noch nicht einlassen. Das macht sich nicht zuletzt darin bemerkbar, dass ich bei jedem Meeting ein Lineal dabei habe und mich ab einem bestimmten Punkt immer zurückhalten muss, dieses nicht auf den Tisch zu legen, um ein für alle Mal zu klären, wer den längsten hat. Vielleicht kann man sich dann endlich über Inhalte unterhalten. Aber wenn ich genauer darüber nachdenke, wird das nichts ändern. Deswegen bleibt das Lineal vorerst in der Tasche.

Wir spielen alle nur Theater – das geht auch, ohne sich selbst untreu zu werden. Immer wenn ich erfolgreich meine Position verteidigt habe, ist das Hochgefühl großartig. Also Frauen: Lasst es uns sportlich sehen und dieses Rennen gewinnen. Eigentlich ist es ein bisschen wie in einem anderen Land: Wenn man die Sprache lernt und sich den Grundregeln der Kultur anpasst, kann man sich dort richtig wohlfühlen. Wo ist die Macht? Gebt sie uns, wir freuen uns drauf!