Letzter Tag
Die Ferien gehen genauso unerfreulich zu Ende wie sie begonnen haben. Joachim hat sich beim Joggen so übel den Fuß verknackst, dass er jetzt mit hochgelegtem Bein im Bett liegt. Ich putze die Wohnung, trage den Müll raus, wasche die Bettwäsche und bringe die Gartenstühle in den Schuppen. Ab und zu versorge ich Joachim mit einem Waschlappen voller Eiswürfel. Dabei schaut er mich so dankbar an, dass alles andere vergessen ist. Ich setze mich zu ihm ans Bett und er fragt mich, ob ich nächstes Jahr wieder mitkommen will ins Ferienhaus. Sonderbare Frage, bei den ganzen Frauen die er am Start hat.
Wenn Eva nicht wäre, dann vielleicht schon. Aber sie wird auch im nächsten Jahr da sein. Und im übernächsten. Oh – sie wird immer da sein. Irgendeine Eva wird immer da sein, das habe ich jetzt begriffen.
Am Abend möchte Joachim ein letztes Mal mit den Nachbarn essen gehen. Ich erwäge einen Migräne-Anfall. Aber die Aussicht alleine zu Hause zu bleiben ist noch schlimmer als die unerwünschte Gesellschaft der Nachbarn.
Der Abschied
Die Trattoria ist gemütlich. Der Kellner bringt große Platten voller Meeresfrüchte, gegrilltes Gemüse, Pasta und Polenta mit Tomatensoße. Das Essen ist köstlich. Ich versuche Evas Gegenwart so gut es geht auszublenden. Aber das Essen kommt mir vor wie eine Henkersmahlzeit. Nur mit Mühe bekomme ich etwas hinunter. Wir plaudern über die Erlebnisse der vergangenen Wochen. Und über die Rückreise. Joachim bleibt noch bis morgen um dem nächsten Mieter die Schlüssel zu übergeben. Während ich noch in der Nacht zum Flughafen fahre.
Dann wird der Nachtisch serviert – aber Joachim hat keinen bestellt; Eva auch nicht. Und die beiden schicken sich an zu gehen!
Oh nein, tu das nicht, beschwöre ich ihn.
Aber er tut es doch. Er erhebt sich, verabschiedet sich flüchtig und schlendert mit ihr zusammen durch die Türe hinaus – in die laue Sommernacht.