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Dolores Kächele

Schon meine Eltern erzählten uns amüsiert von einem Mädchen namens Dolores Kächele.  Als in dem 50er-Jahre-Schlager die Beine der selbigen die Männerwelt verrückt machten, konnten manche Eltern (vermutlich eher die Väter) ihre Begeisterung nicht im Zaum halten und verewigten sie im Namen des Nachwuchses. In Kombination mit „Kächele“ (schwäbisch für „kleiner Kochtopf“) eine richtig heiße Nummer.

Sicher gab es auch die ein oder andere Lolita oder Sonja, der damaligen Leinwandstars entsprechend. Unlängst wurde im Nachbarort ein Mädchen mit einem urschwäbischen Familiennamen Soraya getauft. Warum auch nicht.

Auf dem Friedhof in unserem Ort liegt auch eine Adolfine mit entsprechendem Geburtsjahr als Zeugin eines anderen Personenkults. So hat jede Zeit ihre Mode.

Die Kollegin einer Freundin war ein „lediges Fräulein“ älteren Datums und hieß Rosa Brüstle, was nicht selten ein irritiertes Gegenüber hinterließ. Ob sich die Eltern der kleinen Rosa keine Gedanken bei der Namensgebung gemacht haben?

Heutzutage sollte das eigentlich nicht mehr passieren. Denn die Verlage verdienen gerne mit Eltern, die alles richtig machen wollen, schlicht keine eigene Idee haben (dieselben, die zum Ringe kaufen Beratung durch einen Wedding Planer benötigen) oder auf Biegen und Brechen einen extravaganten Namen brauchen.

So einen, den kein Mensch auf Anhieb richtig schreiben kann. Den man bei  telefonischer Adressenangabe grundsätzlich zweimal buchstabieren muss. Oder, der nur so ähnlich klingt wie ein Klassiker, aber dann doch mit einem H, oder Z statt S, zwei T oder einem stimmlosen E geschrieben wird. Hauptsache anders. Denk da eigentlich jemand ans Kind? Aber vielleicht haben ja die Eltern schon die Frühförderung im Hinterkopf, denn dieses Kind lernt sicher schneller buchstabieren.

Seit längerem hege ich den Verdacht, dass ich meine Kinder mit ihren langweiligen Namen um eine Karriere in der Filmbranche gebracht habe. Mit Vornamen wie Sidonie, Radost, Wilson Gonzales oder Wolke bleibt man den Juroren beim Casting offensichtlich besser im Gedächtnis hängen.

Dabei haben wir die Namen unserer Kinder auch mit Bedacht rausgesucht. Namen, die jeder kennt und auf Anhieb schreiben kann. Und doch sollten sie nicht unter den ersten 10 des Jahrgangs sein. Ein Name dient immerhin der Unterscheidung. In jeder Klasse fünf Julias, Sarahs und viermal Felix – da wollten wir nicht dabei sein. Bekannt aber altmodisch, so wie z. B. Horst. Ganz einfach, eigentlich. Aber es macht die Sache nicht leichter: jeder denkt, er hätte sich verhört und fragt doch noch einmal nach.
In der Apotheke haben sie auch schon mal Rezeptgebühr verlangt, weil sie dachten, die Tabletten wären für Opa.