frauen in der mannerdomäne

Frauen in der Männerdomäne Feuerwehr

Meine sieben Jahre bei der freiwilligen Feuerwehr waren freizeitmäßig gesehen wohl die Aufregendsten in meinem Leben. Ich habe gelacht, geweint, geschwitzt und so viel Angst gehabt wie nie zuvor oder danach in meinem Leben.

Retten – Löschen – Bergen – Schützen

Es war toll, sich mit den Freunden jede Woche zu treffen und zusammen etwas Gutes zu tun. Manchmal sahen wir uns mehrmals am Tag, wenn die Sirene und der Melder gingen und in anderen Zeiten sahen wir uns wirklich nur zu den wöchentlichen Übungsdiensten – im Sommer praktisch und im Winter beim Theorieunterricht. Die meisten der Kameraden waren Männer, aber in unserer freiwilligen Feuerwehr waren auch verhältnismäßig viele Frauen beteiligt. Das lag nicht nur an der guten Jugendarbeit, sondern vielmehr an der großen Akzeptanz. Wir als Frauen waren zu 100 Prozent gleichberechtigt, konnten alle Lehrgänge besuchen, die die männlichen Kameraden auch machten und wurden bei Übungsdiensten genauso wenig geschont wie die Männer.
Als Frau hat man bei der Feuerwehr viel zu schleppen, physisch, aber auch psychisch. Physisch in dem Sinne, dass einfach die meisten Teile sehr schwer sind. Als Atemschutzgeräteträgerin hat man beispielsweise 16 Kilo mehr, die man mit gesamter Montur mit sich rumträgt. Psychisch, weil man eben viel zu verdauen hat; bei Bränden, Verkehrsunfällen und Ähnlichem sieht man Dinge, die anderen zum Glück verwehrt sind. Der Unterschied zu Männern: Es gibt keinen Unterschied! Die männlichen Kameraden haben an solchen Situationen genauso viel zu knabbern wie wir Frauen. Aber fangen wir am Anfang an…

Der Liebe wegen…

… bin ich Feuerwehrfrau geworden. Diese Liebe bestand aus zwei Komponenten. Erstens war mein Partner auch bei der freiwilligen Feuerwehr und zweitens wollte ich etwas für die Menschen in meiner Umgebung tun – ehrenamtlich, ohne Bezahlung und an 365 Tagen im Jahr. Keine Feiertage, Geburtstage oder Ähnliches waren mehr frei, denn es konnte jederzeit losgehen. Wenn der Piepser oder die Sirene geht rennt man eben los und denkt an nichts mehr.
Wenn die Einsatzbeschreibung kommt, kann man nur erahnen, was sich einem am Einsatzort wirklich bietet. Ist es wirklich nur eine Rauchentwicklung in der Kurklinik mit über 1.000 Patienten oder brennt im Keller ein Trockner in voller Ausdehnung und das Feuer droht überzugreifen, sodass alle Patienten so schnell wie möglich evakuiert werden müssen? Das weiß man vorher eben nicht. Und genau das ist der Reiz, der die Feuerwehr für mich attraktiv gemacht hat. Das Unbekannte, Gefährliche, aber auch oftmals Erfreuliche erleben. Jedes Mal aufs Neue – jedes Mal auf eine andere Art.

Helden? Helden!

Als freiwilliger Helfer erfährt man so viel Zuspruch von allen Seiten. Vor allem von denjenigen, denen man wirklich helfen konnte. Das geht von der bekannten Katze, die nicht mehr vom Baum kommt (ja das gibt es wirklich!) bis hin zu Menschen, die man aus einem völlig zerstörten Autowrack schneidet und die sich dann bei einem mit Tränen in den Augen bedanken, dass man sie gerettet hat. Nach stundenlanger Arbeit erfährt man vom Rettungsdienst, dass es die Person, die man gerade noch gerettet geglaubt hat, auf dem Weg ins Krankenhaus verstorben ist. Glück und Leid liegen sehr oft, sehr nah bei einander. Das klingt heldenhaft? Ist es auch! Feuerwehrleute hören den Begriff „Held“ nicht gerne und doch beschreibt er genau das, was tausende freiwillige Frauen und Männer jeden Tag für die Gemeinschaft leisten. Sie sind alle Helden des Alltags, die jede Sekunde bereit sind, anderen Menschen oder Tieren das Leben zu retten. Und das freiwillig! Ohne einen Cent fürden Einsatz des eigenen Lebens zu bekommen. So eine war ich auch. Mit den entsprechenden Lehrgängen, darf man als Atemschützer in ein brennendes Haus rennen, versuchen den Brand zu löschen, um dann zu merken, dass kein Wasser mehr vorne im Schlauch ankommt, weil der Hydrant nicht richtig funktioniert. Da rutscht einem das Herz schon sehr tief in die hitzeschutzbeständige Hose. Auf der Wärmebildkamera ist alles gelb und rot, was auf Temperaturen über 400 Grad Celsius hindeutet. Wenn einen in solch einer Situation der Orientierungssinn verlässt, hat man verloren. Wenn kein Wasser mehr im Schlauch ankommt, heißt es sofort „Raus! Raus! Raus!“. Dann muss man sich in einem völlig unbekannten Haus, ohne Beleuchtung, Kenntnisse der Beschaffenheit der Böden und Wände und ohne die Hand vor Augen zu sehen selbst retten.

(Un) -verständnis für Frauen im freiwilligen Feuerwehrdienst

Ja, so geht es bei der freiwilligen Feuerwehr zu – auch für Frauen. In meinem Freundeskreis waren alle begeistert, dass ich als Frau bei der Feuerwehr bin. Trotzdem blieben einige Zweifel im Sinne von „Ist das nicht viel zu schwer, gefährlich, anstrengend?“ Ich galt als Exotin und viele konnten es nicht nachvollziehen, dass man freiwillig seine Gesundheit und mitunter sogar sein Leben einsetzt, um anderen zu helfen.
Deutschlandweit macht der prozentuale Anteil von Frauen in freiwilligen Feuerwehren gerade mal 7 Prozent aus! Das ist erschreckend wenig, denn auch als Frau kann man sich in der Männerdomäne Feuerwehr zu Recht finden und gleichwertig mit einem Mann sein. Und das gilt nicht nur für die freiwilligen Wehren, sondern auch für die Berufsfeuerwehren.

Das gute Gefühl überwiegt

Es ist schon schwer, sich gegen die vielen Vorurteile als Frau in der freiwilligen Feuerwehr durchzusetzen, aber mit der richtigen Mannschaft im Rücken und einer gesunden Portion Selbstvertrauen ist das kinderleicht. Klar sollte man körperlich fit und nicht zimperlich sein, die Arbeit ist anstrengend – ohne Frage! Das Gefühl, wenn man einen Menschen gerettet oder einen Brand gelöscht hat, überwiegt aber am Ende.
Trotzdem ist der Feuerwehrdienst immer noch eine klassische Männerdomäne. Die Zahlen des deutschen Feuerwehrverbandes bestätigen dies. Und auch bei technischen oder körperlich anstrengenden Lehrgängen, wie dem Atemschutzgeräteträgerlehrgang, sind Frauen in der Unterzahl. Entmutigen ließ ich mich davon jedenfalls nicht. Ich kann nur jedem empfehlen, sich zu engagieren, auch in einer Männerdomäne, auch wenn es vielleicht einige komische Blicke und Kommentare nach sich zieht. Es lohnt sich!