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Kfz – Mechatronikerin

Frau & am Auto schrauben? Na klar!

Mit Öl verschmierten Händen unter einem Auto liegen und den Rost vom Auspuff klopfen, ist vielleicht nicht der Traumberuf der meisten Mädchen, doch nimmt die Zahl der jungen Frauen zu, die sich genau dafür beruflich entscheiden.

Denn wie es die Änderung des Berufsbildes von Mechaniker zu Mechatroniker verrät, nimmt die elektronikgestützte Arbeit zu. Ein kluger Kopf gepaart mit weiblichem Fingerspitzengefühl sind dafür sicher optimale Voraussetzungen.

Wir haben uns in einigen freien Werkstätten umgesehen und sind recht schnell fündig geworden: eine Kfz-Mechantronikerin. In einem kleinen Interview stellt sie Ihnen diesen Beruf vor.

Zur Person…

Name:  Christine Buhr
Alter:    21
Firma:  Stockhausen

HF: Ist das Schrauben an Autos dein Traumberuf? 

Ich hatte schon immer ein Faible für Autos. Und in der Schule war ich in Mathe und Physik am besten. Mit dem klassischen Mädelskram konnte ich damals wie heute nicht viel anfangen. Die Technik und vor allem die Elektronik bei modernen Autos fordert mich heraus und reizt mich.


HF: Wie wird man Kfz-Mechanikerin/-Mechatronikerin?   

Die Ausbildung dauert 3,5 Jahre und findet sowohl im Handwerksbetrieb als auch der Berufsschule statt. Die gesamte Ausbildungszeit wird vergütet, gestaffelt nach dem Ausbildungsjahr – durchschnittlich zwischen 450 € (neue Bundesländer) und 660 € (alte Bundesländer). Zur Ausbildung zugelassen wird, wer mindestens über einen Hauptschulabschluss verfügt. In den ersten beiden Lehrjahren bekommt man die Basics, also Fahrzeugservice, Montagetechniken, etc. beigebracht. Danach muss man sich für eine Fachrichtung entscheiden, also ob man z.B. eher im PKW-, Motorrad- oder Telekommunikationsbereich arbeiten möchte.

HF: Welche Voraussetzungen braucht Frau für diesen Beruf?   

Grundsätzlich erstmal Interesse und Verständnis für technische Zusammenhänge in Mechanik, Hydraulik und Elektrotechnik. Wenn man gleichzeitig über die Fähigkeit verfügt, eine gesunde Neugier für technische Zusammenhänge und Herausforderungen zu entwickeln, ist die Hälfte der Anforderungen bereits erfüllt. Die andere Hälfte ist ein unabdingbarer Wille, ständig Neues zu lernen, da die Entwicklungszyklen in der Autoindustrie bedingt durch die fortschreitende „Computerisierung“ mittlerweile ähnlich kurz sind, wie in der IT-Industrie. Mechatronikerinnen sollten außerdem körperlich fit sein, mit Stress gut umgehen können und über ein Dienstleistungsdenken verfügen, da in der Werkstatt die Kommunikation mit den Kunden bei auftretenden Problemen manchmal nicht einfach ist. Selbstverantwortung und vor allem Selbstorganisation runden das Anforderungsprofil einer guten Kfz-Mechatronikerin ab.

HF: Macht dir der Schmutz und die Lautstärke in der Werkstatt nichts aus?  

Ganz im Gegenteil – so ein klassischer Bürojob wäre überhaupt nichts für mich. Und so schlimm, wie es sich anhört ist es nun auch nicht. Zugegeben, der Ton in der Werkstatt ist schon manchmal etwas rau, aber da ich in meinem privaten Umfeld auch viele männliche Freunde habe, bin ich diesen Ton durchaus gewohnt. Und er hat auch Vorteile. Unter einem Auto mit zwei Schraubenschlüsseln in der Hand ist einfach kein Platz für große Erklärungen und Auf-den-Ton achten. Da geht’s um Fakten und schnelles Handeln. Und bei der umgebenden Geräuschkulisse ist ein Schwätzchen sowieso nicht möglich. Nein, alles in allem ist es so wie es ist, genau richtig für mich. 

HF: Was würden deine Kollegen über dich sagen?   

Ich denke, dass meine Kollegen mich als taff und zielstrebig beschreiben würden, jemanden auf den man sich hundertprozentig verlassen und mit der man vielleicht auch Pferde stehlen kann. Ich weiß nicht, ob sie es zugeben würden, doch ich bin überzeugt, dass eine Frau am Arbeitsplatz das Männer-Klima irgendwie auflockert und bei ihnen Seiten zum Vorschein bringt, die man vorher nicht für möglich gehalten hätte.

HF: Schraubst du auch privat noch an deinem Auto?   

Privat besitze ich einen alten C- Kadett aus den 70er Jahren. Dieser Fahrzeugtyp war das erste Auto meiner Familie, an das ich mich bewusst erinnern kann. Da hierfür die Ersatzteilversorgung nicht mehr die Beste ist, muss man wunderbar improvisieren, was meinem Basteltrieb sehr entgegen kommt. 

HF: Danke für das offene Interview.

Wer also Schmutz und eingerissene Fingernägel nicht fürchtet, sondern Hubraumgrößen und Pferdestärken spannend findet, der sollte sich überlegen, sich dieser Berufsherausforderung zu stellen. 

Diejenigen unter euch, die sich noch nicht sicher sind, ob dieser Beruf das passende ist, können auch einfach mal bei ihrer Werksatt um die Ecke nach einem Praktikumsplatz fragen.