Musik von Spotify

Lautstärke auf „zehn“! Hallo Frau testet den Musikstreaming-Dienst Spotify

„Video killed the radio star“ prophezeiten die „Buggles“ Ende der 70er, die Compact Disc (CD) tötete dann die Schallplatte und das ganze Musik-Business wurde kurzerhand vom Internet vernichtet. Doch Totgesagte leben bekanntlich länger und so sorgt gerade das weltweite Datennetz für eine völlig neue Art des Musikhörens. Spotify, Deezer und Napster heißen die neuen Musikstreaming-Dienste, die gerade den eingefahrenen Musikmarkt umpflügen. Leichenfledderer oder Widerauferstehung – Hallo Frau probiert den Marktführer spotify aus und dreht die Lautstärke auf „zehn“!

Um es vorweg zu nehmen: Für Leute, die gerne besitzen sind die Streaming-Dienste nichts. Wer gerne eine große Musiksammlung sein eigen nennt, wer vor Plattenkisten hocken will oder volle CD-Regale als Einrichtungsgegenstände sieht, der wird bei Spotify& Co. sicher nicht glücklich. Denn hier geht es nicht ums Besitzen, sondern ums Hören. Non-Stop, so lange die Ohren es mitmachen. Und so lange man eine funktionierende Internet-Verbindung hat. Denn bei den Streaming-Diensten wird – ähnlich wie beim VideostreamerYoutube – keine frei verfügbare Kopie erstellt, sondern die Musik während des Ladens abgespielt. Eigentlich wie Radio, nur dass der Hörer selber das Programm bestimmt.

Mit einer Suchmaske bei Spotify.de oder dem herunterladbaren Payer findet man Songs, Künstler oder Alben, die dann mit einem Klick abgespielt oder in einer Liste aufgenommen werden. Das Angebot ist riesig: Spotify zum Beispiel wirbt mit 20 Millionen Songs. Da findet man fast alles: Vom aktuellen Sommerhit aus den Charts über unbekannte Indie-Bands aus Schottland bis zu Oldies, die man aus Papas Radio kennt. Nur vereinzelt wird man nicht fündig, was aber nicht am Dienst liegt. Bands wie Die Ärzte, Metallica oder Rammstein halten von dem Geschäftsmodell nichts und haben ihre Musikverwertungsrechte nicht für das Streaming freigegeben. Vermissen wird man sie nicht, das Angebot ist schier unendlich. Kopfhörer auf oder per Tablet und Stereoanlage eintauchen und…

Stöbern wie im Plattenladen

…Stöbern, wie damals im Plattenladen. Über Verlinkungen und ein Künstlerradio (wie beim Dienst last.fm) bietet Spotify passende Songs von anderen Bands an. Biografien mit Querverweisen zu Komponisten oder Solo-Projekten erweitern den Horizont und das Vergnügen. Schnell verfließen die Genregrenzen und plötzlich stehen Jazz-Aufnahmen in der Playlist, das neue Album von Cro läuft oder die brasilianische Metall-Combo Sepultura prügelt aus den Boxen. So hangelt man sich von Interpret zu Interpret, hört neue Lieder und Platten und verbringt schnell mal zwei, drei Stunden – wie damals im Plattenladen.

Wer gerade keine Idee hat, greift auf die verschiedenen Playlisten zurück: Chill out oder Supersommer heißen die, manchmal aber auch Fußballfest oder, ganz skurril, „die 20 besten Songs zur Firmung“. Natürlich ist die ganze Sache auch mit Facebook verbunden. Wer will kann seinen Freunden in den sozialen Netzwerken mitteilen, was er gerade neu entdeckt hat oder die Lieblingssongs seiner Kumpel mit „Gefällt mir“ markieren. Doch Vorsicht mit der automatischen Funktion: Sonst weiß gleich die ganze Welt, dass „Wir lagen vor Madagaskar“ von Freddy Quinn gerade im Player läuft.

Die Gratisversion von Spotify wird mit Werbung finanziert, alle paar Songs wird Reklame abgespielt. Für zehn Euro im Monat gibt es die werbefreie Vollversion, die auch das Vorabspeichern von Songs ermöglicht, um auch ohne Internetverbindung Musik zu hören.