Frauen stöbern im Internet

Frauen stöbern im Internet

Das war eigentlich klar: Frauen kaufen anders. Männer auch. Und müssten folglich auch anders beworben werden.

Diese Erkenntnis machen sich die Marketing-Abteilungen aber bis heute selten zunutze. Erstaunlich, wenn man bedenkt, dass Produkt-Flops Unternehmen jährlich bis zu 10 Milliarden Euro kosten. Zeit, sich die eigenen Zielgruppen gender-spezifisch ein wenig näher anzuschauen.

Laut Julia Saswito, Chefinder Frankfurter Agentur Triplesense Reply, wäre an vielen Klischees mehr dran, als viele zugeben wollen und Hinter vielen Klischees stecke ein Körnchen Wahrheit.

Ihre Feststellung: Onlineshops sind männlich. Selbst Seiten, die sich hauptsächlich an Frauen richten, gingen oft zu wenig auf deren Vorlieben beim Einkaufen ein. Ein wichtiger Unterschied besteht darin, dass Männer gerne zielgerichtet zum Produkt ihrer Wahl kommen wollen, während Frauen lieber stöbern.

Die Agentur hat viel ausprobiert, was Männern und was Frauen besser gefällt. Das Internet macht den Vergleich leicht. Man lässt zwei Versionen einer Seite parallel laufen. Einige Testkunden sehen die eine Seite, die übrigen die andere und schließlich kann man beobachten, wer und wie viele den jeweiligen Kaufknopf gedrückt haben. Zusätzlich folgen Gespräche mit den Probanden.

Das Ergebnis überrascht nicht wirklich: dunkel, streng und technisch bei den Jungs. Helle Farben, Licht und Schnörkel bei den Mädels. Das kennt man: die Duschgels der Herren sehen aus, als kämen sie direkt aus dem Formel-1-Rennstall und bei den Damen scheint die Körperpflege ein ganzheitliches Thema zu sein – harmonisch und  spirituell.
Denn: Männer wollen Fakten, Frauen lieber Geschichten.

Saswito stellt fest, dass Frauen sich nicht für die technischen Details interessieren, sondern wissen wollen, wozu es gut ist.

Gerade im Internetshop sei es wichtig, dass sich der Kunde das Produkt gut vorstellen könne, weil er es nicht anfassen und anprobieren könne, erläutert Saswito. Die vielen Retouren, die bei Onlineshops auf die Erträge drücken, sind auch ein Beleg dafür, dass die Käufer sich vorher kein ordentliches Bild von den Produkten machen konnten. Dass vor allem Frauen sich viel mehr schicken lassen, als sie hinterher auch behalten, spricht auch wieder dafür, dass sie eben gerne stöbern.

Das viele Seiten trotz weiblicher Zielgruppe eher männlich aufgebaut sind, liegt ihrer Meinung nach auch daran, dass in den Unternehmen eben oft Männer auf den entscheidenden Posten sitzen.