Einzelhandel wächst kräftig: Mindestlohn sorgt für Aufschwung

Nach aktuellen Angaben des Statistischen Bundesamtes nahm der Umsatz der Einzelhändler nach vorläufigen Berechnungen im Januar um real 5,3 Prozent zu.

Das wäre die höchste Veränderung im Vergleich zum Vorjahresmonat seit Juni 2010. Damals wurden um 6 Prozent höhere Umsätze im Vergleich zum Juni 2009 verzeichnet. Auch nach der Kalender- und Saisonbereinigung ist der Anstieg mit 2,9 Prozent höher, als die meisten Experten erwarteten. Die Lebensmittelbranche trug mit einem Wachstum von 3,8 Prozent weniger dazu bei, als die Bereiche der Nicht-Lebensmittel (Plus: 6,3 Prozent). Haupttreiber dieser Entwicklung ist aber der Online-Handel, über den besonders gerne Frauen Mode und Haushaltswaren ordern. Hier lag das Plus bei sagenhaften 14 Prozent.

Richard Glöß, Wirtschaftsanalyst beim führenden Finanzdienstleister City Index, rechnet nach dem Rekordjahr 2014 mit 459,3 Milliarden Umsatz im Einzelhandel weiter mit wachsenden Einnahmen. „Nachdem Geschäftsklimaindex, BIP und die Arbeitslosenzahlen positiv ausfielen, ist der Erfolg der Einzelhändler nur konsequent. Die günstigen Energiepreise und der Mindestlohn sind dabei zwei zusätzliche Konsummotoren“, so der Analyst. Weiter merkt er an, dass die Kauflaune seit Oktober 2001 nicht mehr so gut war und der private Konsum ein Haupttreiber des diesjährigen Wirtschaftswachstums sein wird. Der Branchenverband HDE gibt aber erstmal die vorsichtige Prognose von 1,5 Prozent Zuwachs an, nachdem 2014 noch 1,8 Prozent erreicht wurden. Die aktuellen Krisen dämpfen die aktuelle Erwartungshaltung aktuell stärker als die langfristigen Geschäftserwartungen anhand der aktuellen Zahlen.

Aussichten bleiben gut, aber nicht für jeden

Doch in letzter Zeit lagen die verhaltenen Erwartungen der Experten oft daneben. Auch für den Einzelhandel hatten sie lediglich mit einem Anstieg von 0,4 Prozent bei den Umsätzen gerechnet. Die Skepsis gegenüber dem Mindestlohn und den Krisen innerhalb Europas hat sich bis zum heutigen Tag als überzogen herausgestellt. Auch in anderen Ländern der Eurozone sind die Daten zufriedenstellend. Die Effekte, die jetzt die Kauflust der Deutschen hoch gehalten haben, werden so schnell nicht abklingen. Der Januarwert hat sogar die konsumstarken Amerikaner hinter sich gelassen, bei denen die Konsumausgaben sogar zurückgingen. Selbst im direkten Vergleich gegenüber dem durch das Weihnachtsgeschäft starken Dezember gab es einen saisonbereinigten Zuwachs von 2,9 Prozent. Diese Tatsache verblüffte die Experten besonders.

Der klassische Einzelhandel ist dennoch weniger optimistisch, da viele Umsätze auf den Internethandel entfallen. Dazu sorgen die niedrigen Lebensmittelpreise bei vielen für schmale Zuwächse. Laut GfK könnte der private Konsum im Jahr 2015 stärker wachsen als das BIP, was vor allem am Wohnungsmarkt, dem Tourismus und der Gastronomie liegt. Bei Reisen (plus 7 Prozent), bei Renovierungen (plus 10 Prozent) und bei den Restaurantbesuchen (plus 3 Prozent) gaben die Deutschen nämlich mehr aus, als für Supermarkteinkäufe.