Osterbraeuche

Heringsbegräbnis und das Omelett der Freundschaft

Eier suchen, Osterkerze, Mitternachtsmesse, Schokohase. Das kennen wir. Aber was sind die Osterbräuche im Rest der Welt?

Australien

Den Australiern bereiten die vor Jahrhunderten eingeschleppten Karnickel keine richtige Freude. Deshalb bringt auf dem fünften Kontinent ein Beuteltier namens Bilby die Ostereier. Auch ihn gibt es in Plüsch und Schokolade.

Schweden

Am Gründonnerstag ziehen Mädchen und Jungen mit Kopftüchern und mit langen Röcken als ‚Osterweiber‘ verkleidet von Haus zu Haus und hinterlassen so genannte ‚Osterbriefe‘ und freuen sich über Süßigkeiten oder Geld. Die langen Kleider geben dem Ostersamstag auch den Namen: „langer Samstag“. Die Häuser werden mit Birkenreisig und knallig-bunten Federpuscheln geschmückt. In Schweden werden Ostereier übrigens von Osterküken gebracht. In Westschweden verjagt man mit Feuerwerkskörpern, Lärm und Osterfeuer die „bösen“ Osterhexen. Diese treffen sich von Gründonnerstag bis Ostersamstag am Blåkulla, dem schwedischen Brocken, mit dem Teufel.

Finnland

Am Palmsonntag schlägt man sich unter Freunden und Bekannten mit der Birkenrute auf den Rücken. Zur Erinnerung an die Palmwedel, mit denen Jesus bei seinem Einzug nach Jerusalem begrüßt wurde. Das soll Glück bringen. Danach, am Ostersonntag ziehen die finnischen Kinder mit allem, was Krach macht, laut lärmend durch die Straßen und verscheuchen so den Winter.

England

Die Briten schlagen nicht, sie tätscheln nur. Und zwar mit Weidenkätzchenzweigen. Auch hier soll die Tradition Glück bringen für das kommende Jahr.

Irland

Dort werden nach dem Ende der Fastenzeit traditionell Tanzwettbewerbe im Freien ausgetragen. Der Sieger erhält einen Kuchen. Skurril geht`s an manchen Orten Irlands zu: Mit Heringsbegräbnissen. Die Fische werden zu Grabe getragen als Zeichen dafür, dass die strenge Fastenzeit, in der Heringe eine Hauptmahlzeit sind, nun zu Ende ist.

Bulgarien

In diesem Land muss keiner Ostereier suchen – man bewirft sich gegenseitig damit. Glücklich der, dessen Ei heil bleibt, denn der hat gewonnen und soll im kommenden Jahr das erfolgreichste Familienmitglied werden. Eine Variante davon ist es, wie auch in der Schweiz, vor dem Ostermahl die Eier gegeneinander zu schlagen. Andernorts werden die Eier nach der Mitternachtsmesse an der Kirchenwand aufgeschlagen.

auf den Philippinen

Wenn dort am Ostersonntag die Kirchenglocken läuten, greifen Eltern nach ihren Kindern und heben sie am Kopf hoch. So soll das Wachstum unterstützt werden.

Polen

Der Ostermontag heißt hier „nasser Montag“. Mit Eimern, Wasserpistolen u.ä. liefert man sich hier eine wilde Wasserschlacht. Die Tradition geht zurück bis ins 19. Jahrhundert. Damals überschütteten allerdings nur die Männer ihre Auserwählte mit Wasser. Blieb eine Frau verschont, so hieß es, bleibe sie für den Rest des Jahres unverheiratet. Im heutigen Polen halten die Mädels mit.

Guatemala

Buntes Treiben. Blumenduft und Weihrauch erfüllen die Luft. Violett gekleidete Menschen tragen, begleitet von einer Marschkapelle, große Jesus-Skulpturen durch die Straßen. Das wohl größte Osterfestival der Welt wird in der kleinen Stadt Antigua gefeiert. Die ganze Stadt nimmt an dem riesigen Fest teil und viele Touristen kommen extra für dieses Highlight dorthin. An jedem Abend spielen Bands außerhalb der Kirchen und die Leute versammeln sich – essen, trinken und spielen.
Wochenlang verbringen Jugendliche ihre Freizeit damit, einen gigantischen Blumenteppich in den Straßen auszulegen. Für das Kunstwerk verstreuen sie mehr als 1.200 Säcke Sägemehl, um darauf unzählige bunte Blüten und Ornamente in besonders schönen Mustern zu arrangieren. Die Muster sind inspiriert durch Maya-Symbole sowie biblische Bilder und Naturschauspiele, und stellen somit die Vermischung von christlicher und Indio-Kultur dar. Der Teppich mit über zwei Kilometern Länge findet sich sogar im Guinness Buch der Rekorde als längster Blumenteppich der Welt.

Frankreich

Am Ostersonntag teilen sich in der Stadt Bessières alle Einwohner und schaulustige Touristen ein gigantisches Omelett aus über 5.000 Eiern. Diese Tradition geht auf die napoleonische Zeit zurück. Angeblich hat Napoleon zu Ostern in Bessières ein so gutes Omelett gegessen, dass er am nächsten Tag eine riesige Version für das ganze Heer zubereiten ließ. Es gilt als Symbol der Freundschaft und des kulturellen Austausches, weshalb in mehreren Städten in den USA und Kanada ebenfalls an Ostern ein Riesenomelett zubereitet wird.

USA

Ostern feiert man in den Staaten hauptsächlich nach mitteleuropäischer Tradition. In New York allerdings findet am Ostersonntag auf der Fifth Avenue die Easter Parade statt. Mit Blumen geschmückte Festwagen und Menschen mit extravaganten Hüten defilieren über die Prachtstraße.
In Washington im Garten des Weißen Hauses findet jedes Jahr das White House Easter Egg Roll statt. Jeden Ostermontag zwischen 10 und 14 Uhr wird ein abseitiges Gartenstück zur Spielwiese bestimmt, auf der Dutzende von Eiern mit Esslöffeln hinuntergerollt werden. Jeder Teilnehmer darf sich als Dankeschön über ein vom Präsidenten und der First Lady signiertes Holz-Ei freuen.

Schottland

So etwas ähnliches gibt es hier auch. Hart gekochte Eier werden meist auf einer abschüssigen Straße so lange gerollt, bis die Schale völlig kaputt ist. Der Mitspieler, dessen Ei, ohne zu zerbrechen, am weitesten gekommen ist, hat gewonnen. Das Rollen der Eier soll das Wegrollen der Steine vor dem Grab von Jesus symbolisieren.

Griechenland

In Vrontado auf der Insel Chios werden in der Nacht vor Ostersonntag um die 60.000 handgemachten Feuerwerksraketen verschossen, die auf den Glockenturm der konkurrierenden Kirchengemeinde gezielt werden. Die Tradition geht auf die Zeit der osmanischen Besatzung zurück, als der Erzählungen nach das Feiern des Osterfestes verboten war. Auf diese Weise gaukelten die Kirchengemeinden einen Krieg vor, um die Osmanen erfolgreich zu vergraulen und Ostern friedlich begehen zu können.