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Führungen durch die Dünenlandschaft Sylts

Dünenlandschaft Sylt: Der Norden von Sylt ist vielfältig und faszinierend – Dünen und Heide, Watt und Wasser gehen in einander über. Von der Aussichtsdüne reicht der Blick über das glitzernde Wasser des Königshafens, über Watt und Dünenlandschaft. Es geht auf kleinen Trampelpfaden in eine wundersame Welt. Karg, einsam und schaurig-schön.

Geführte Dünenwanderungen

Hier gibt es geführte Wanderungen zum Fuß einer Wanderdüne – daran dürfen pro Jahr 500 Besucher teilnehmen: mehr wäre aus naturschutzfachlicher Sicht nicht vertretbar. Auf Sylt findest du die drei letzten großen Wanderdünen in der Bundesrepublik. Der Wanderführer erklärt dir die Vegetation: Kriechweide, ein bodennah wachsender Baum, der aber aussieht wie hüfthohes Gestrüpp; Sonnentau; Krähenbeeren, die sauer und saftig sind und Rauschbeeren von denen man Kopfschmerzen bekommt.

Ein Trampelpfad windet sich durch die Heide bis zu den Dünen. Hier umgibt den Wanderer eine schöne Stille. Auch der beständig wehende Wind hält in diesen Dünentälern inne. Zu hören sind ein sporadisch verhaltenes Zirpen und Brummen sowie die, manchmal süßen, manchmal seltsamen, Laute ferner Vögel. Gerät man an eine Stelle, an der der Wind den Sand über den Dünenkamm treibt, kann man – stürmische Böen an einem solchen Tag vorausgesetzt – ein leises Prasseln und Knistern hören. Dann, und nur dann, beginnen die Dünen zu wandern. Erst ab einer Windgeschwindigkeit von mehr als 18 Stundenkilometern fangen die Dünen an, sich zu bewegen. Bei starkem, anhaltendem Sturm können sie einen ganzen Meter vorrücken, im Schnitt wandern die Dünen aber nur drei bis vier Meter pro Jahr – höchstens  aber zehn Meter pro Jahr.

Wanderdünen – eine seltene Erscheinung in Deutschland

Am Fuß einer der Wanderdünen haben Wissenschaftler einen festen Fotostandort aufgestellt, um den Fortgang der Dünen zu dokumentieren. Bei gleichbleibender Geschwindigkeit würde diese Düne die nächste Ortschaft in ungefähr 250 Jahren erreichen. Der Sand, der hier übers Land wandert stammt von der Westküste – unaufhaltsam, wenn nicht durch Bewuchs oder Verbauung gestoppt. Trockenfallender Sand wird vom beständigen Westwind auf die Reise geschickt. Körnchen um Körnchen bauen sie sich zum gewaltigen Sandberg auf, der – wenn der Mensch nicht eingreift – in ein paar Jahrhunderten im Osten wieder ins Wasser fällt. Gewaltige Sandberge türmen sich in den Himmel. Nach Osten reicht der Blick durch ein vom Wind leergefegtes Tal. Das „Ellenbogen-Tal“ liegt zwischen zwei Dünenzügen, bewachsen mit Heide und kleinen Tümpeln darin. In den Dünen des Listlandes lebt eine der größten Populationen der Kreuzkröte. Es lohnt sich, in dieser wüsten Welt genauer hinzuschauen – bunt-schillernde Libellen stehen über dem Wasser, Schmetterlinge tanzen durch das seltsam flirrende Licht. Es riecht nach dem nahen Meer, nach Sandstaub und nach wildem Thymian.

Stimmungsvolle Atmosphäre zum Träumen

Man spürt die Kühle des nahen Meeres und steht in der Schwüle naher, stiller Tümpel oder vor der staubigen Trockenheit an Dünenhängen. Nicht nur überraschend, sondern eine Welt auch voller Gegensätze. Zwischen den Dünen und in den Tälern liegt die drückende Stille eines sonnigen, langen Nachmittags. Es ist eine karge Weltverlorenheit und schaurig, wenn der spukhafte Schatten einer Sumpfohreule vorüber huscht oder gespenstisches Knattern und Grummeln, gleich einem leisen Motor, zu hören ist. Ganz leise nur und unbegreiflich, irgendwo unortbar. Das sind übrigens die Kreuzkröten. So unsichtbar sind sie wie die Kreuzotter, die längst verschwunden ist und verborgen bleibt, wie so vieles hier. Ihre Spur auf dem Sand aber kann man erkennen, ganz kurz nur. Dann nimmt der Wind diese Notiz mit sich fort auf seinem unendlichen Weg. Und ein paar Sandkörner wehen vorüber. Bis irgendwann alles wieder ins Wasser fällt.