Kinder und Beruf unter einen Hut bekommen

Kinder und Beruf unter einen Hut bekommen – heute noch eine Herausforderung

Kinder gehören zum Leben dazu, einer Arbeit nachzugehen ebenfalls. Selbst in unseren so modernen Zeiten ist es aber insbesondere für Frauen eine Herausforderung, beides gut miteinander zu vereinbaren. Ebenfalls in Zeiten von gesetzlicher Gleichberechtigung bleibt die Kinderversorgung in der Regel viel stärker an den Müttern hängen. Wie erhalten berufstätige Mütter Unterstützung und wie positionieren sie sich selbst dabei? Eine Mutter zu sein allein, ist schon ein Fulltimejob – wie schafft eine Frau es, darüber hinaus noch ihrem Beruf nachzugehen?

Vater Staat und seine Schutzleistungen

Es ist für jede Frau mit beruflichen Ambitionen eine schwierige Entscheidung, ob sie zudem Mutter werden will. Selbst wenn eine Frau ihren Beruf liebt und nicht aufgeben will, muss sie als werdende Mutter bereits in der Schwangerschaft natürliche Einschränkungen in ihrer Leistungsfähigkeit hinnehmen. Das Mutterschutzgesetz in Deutschland hat auch in seiner aktualisierten Form (vom Januar 2018) klare Regelungen ausgeschrieben für Mutterschutzfristen. Demnach dürfen hochschwangere Frauen in den letzten sechs Wochen vor der Geburt ohne ihre Einwilligung nicht mehr arbeiten. Auch besteht Kündigungsschutz bis zu vier Monaten nach der Geburt. Das Gesetz regelt außerdem bestimmte Beschäftigungsverbote bei Mehr-, Akkord- oder Nachtarbeit für Mütter sowie Arbeitgeberzuschüsse zusätzlich zum Mutterschaftsgeld.

Vater Staat hält seine schützende Hand über Mütter. Das ist auch dringend notwendig, denn selbst mit diesen Regelungen ist jede berufstätige Mutter gegenüber einem werdenden Vater auf dem Arbeitsmarkt benachteiligt – finanziell wie hinsichtlich der Karrierechancen. Für Arbeitgeber scheint die Beschäftigung einer Frau im gebärfähigen Alter nach wie vor eine weniger attraktive Option im Vergleich zu einem jungen Mann zu sein.

So bemühen sich staatliche Institutionen, unter anderem die Agentur für Arbeit, nach Kräften, die Vereinbarkeit von Familie und Beruf mit vielen Ratgebern zu Unterstützungsleistungen zu fördern. Auch ist die Auszahlung des Elterngeldes weiter eine wichtige Förderung, um fehlendes Einkommen der Eltern aufgrund von Kinderbetreuung ausgleichen.

Für sein krankes Kind zuhause bleiben können

Eine etwas unbekanntere Unterstützungsleistung für Eltern ist die Auszahlung von Kinderkrankentagegeld. Gerade in den ersten zwei Lebensjahren ist der kleine Nachwuchs ziemlich oft krank und muss dann zu Hause gepflegt werden. Laut § 616 BGB müsste ein Arbeitgeber im Krankheitsfall des Kindes bis zu fünf Tagen einer angestellten Mutter den Lohn weiterzahlen. Die gängige Praxis sieht allerdings anders aus.

Oft sind die Mitarbeiter in solchen Fällen lediglich freigestellt, das heißt ohne Lohnfortzahlung. Die Krankheit des eigenen Kindes richtet sich jedoch nicht nach Lohnausgleichsfristen, deshalb sieht es gerade bei einer längeren Krankheit finanziell schnell schlecht aus. Das Kinderkrankentagegeld ermöglicht hier einen finanziellen Ausgleich, dieser beträgt 90 Prozent des laufenden Nettogehalts. Bei jedem versicherten Elternteil werden jeweils bis zu zehn Tagen ausgezahlt, Alleinerziehende erhalten 20 Tage pro Kind ausgezahlt.

Das Kinderkrankentagegeld ist eine private Zusatzleistung innerhalb der Krankenversicherung. Wer es sich leisten kann, investiert hier in eine wertvolle Betreuungsmöglichkeit für sein Kind. Folgende Voraussetzungen müssen dabei erfüllt sein:

  • Arbeitnehmer mit gesetzlicher Krankenversicherung
  • Selbstständige/r mit gesetzlicher Krankenversicherung und mit Anspruch auf Krankengeld
  • Auch das erkrankte Kind muss selbst gesetzlich krankenversichert sein

Ein Anspruch auf die Auszahlung von Kinderkrankentagegeld ist schon bei ganz Kleinen wirksam und gilt bis zum 12. Lebensjahr des Kindes. Ein Arzt muss die Krankschreibung dabei bestätigen. Ein Anspruch besteht nicht, wenn eine andere Person zur Verfügung steht, die das kranke Kind betreuen kann, wie eine Verwandte oder ein Partner, der zu Hause ist. Ein Kind steht oft nicht nur zwischen Vater und Mutter, sondern im Spannungsfeld zwischen Beruf und Betreuung.

Für eine neue Chancengleichheit von Müttern im Beruf

Neben allen finanziellen Aspekten erleben Mütter die besonderen Schwierigkeiten, Kind und Karriere miteinander zu kombinieren, auch in Bezug auf andere Aspekte.

Mütter stehen schnell zwischen allen Stühlen bei dem Anspruch, neben ihrem Beruf ein oder mehrere Kinder zu haben. Für die einen sind sie Rabenmütter, die sich nicht genug um ihren Nachwuchs kümmern, für die anderen stellen sie als Arbeitskraft ein unkalkulierbares Risiko dar. Viele Gesetze zur Förderung der Gleichberechtigung von Frauen, Quotenregelungen in Unternehmen oder das nun 100-jährige Jubiläum des Frauenwahlrechts zeigen zugegeben viel guten Willen seitens der Gesellschaft auf. Doch sind es immer noch die Männer, die im Schnitt 22 Prozent mehr verdienen als Frauen bei gleicher Art der Beschäftigung – und immer besserer Qualifikation.

Es sind vorwiegend die Frauen, die einen Einkommensrückstand durch die Geburt von Kindern erleben. Wer als Mutter in seinem Leben mehrere Kinder allein großgezogen hat, darf von der Rente nicht viel erwarten, auch wenn diese Leistung gar nicht hoch genug honoriert werden kann.

In Deutschland steigt der Altersdurchschnitt bei der Geburt des ersten Kindes stetig an. Anfang der 1970er-Jahre lag das Durchschnittsalter von Erstgebärenden bei 24 Jahren, derzeit 31 Jahren. Hier sind mehrere Umstände verantwortlich: Die Kinderbetreuung ist in weiten Teilen des Landes immer noch völlig unzureichend und die gut ausgebildeten Frauen wollen vor ihrem ersten Kind möglichst viel Berufserfahrung sammeln.

Die Balance zwischen Kind und Karriere finden

Jede Frau, die sich entschieden hat, ein Kind auszutragen und großzuziehen, trotz verringerter Karrieremöglichkeiten und kleinerer Rente, verdient Respekt und Anerkennung. Diese Anerkennung sollte sich eine berufstätige Mutter auch selbst geben. Jede Frau, die die gleiche Situation erfahren hat, weiß, um welche Leistungen es sich dabei handelt. Eine Mutter will dem Wohl des Kindes entsprechen, aber auch die eigenen Wünsche nicht unberücksichtigt lassen. Allein dieses Verhältnis auszubalancieren, ist eine persönliche Meisterleistung.

Eine Mutter, die weiter ihrem Beruf nachgeht, lebt ihrem Kind ein starkes Frauenbild vor. Kinder von berufstätigen Müttern sind nicht per se benachteiligt, im Gegenteil, sie schätzen ihre Mutter deswegen oft sehr viel stärker. Sich zugunsten der Kindesbetreuung zu entscheiden, sollte sich nicht nachteilig für eine Mutter auswirken, finanziell wie hinsichtlich der Bewertung.

Die Geburtenrate in Deutschland war jahrzehntelang im Sinken begriffen, seit 2016 steigt sie wieder leicht an – unter anderem aufgrund vieler Spätgebärende. Hier konnten Frauen neue Akzente setzen. Die Chancenungleichheit von berufstätigen Frauen mit und ohne Kind ist jedoch immer noch markant. Frauen haben ein Recht auf Kind und Beruf – und sie werden als Mutter und Berufstätige gebraucht, von der ganzen Gesellschaft.