02 weihnachtsgeschenke inges dinge hallo

Weihnachtsgeschenke

Meine Freude war riesig: Drei Tage vor Weihnachten bekam ich von meiner Nichte aus Antwerpen eine E-Mail: „Hallo Tante Inge! Mama hat gesagt, am 2. Weihnachtstag ist bei dir Familienbrunch?!! Ich freue mich, dich mal wieder zu sehen und dir von meinem Studium hier in Belgien zu erzählen. Hast du immer noch Heinrich, die verrückte Katze? Mama sagte, es ist ok wenn ich Niklaas mitbringe?! Bis Weihnachten. CU Frederika!“

Wer ist Niklaas?

Frederika hatte ich nicht mehr gesehen, seit sie für ihr Kunstgeschichte-Studium ins Ausland gegangen war, wo es ihr richtig gut ging. Aber wer um alles in Belgien ist Niklaas?
Gut, zwei Gäste mehr zum Brunch sollte kein Problem darstellen, rücken wir einfach etwas um den alten Wohnzimmertisch zusammen und lassen es uns gut gehen. Aber wo bekomme ich so kurz vor Weihnachten noch Geschenke her? Und dann noch für einen mir komplett unbekannten Niklaas? So kurz vor den Festtagen in die Stadt zu gehen ist keine Freude und da es bei uns immer Selbstgemachtes gibt, fallen die Klassiker wie Mützen, Socken oder Handschuhe aus. Mein erster Gedanke: Back was! Plätzchen mag jeder und Vanillekipferln oder Zimtsterne sind fix gemacht. Die Vorstellung von Oma Eddas bröckeligem Backwerk in Zellophan, die Ostern noch auf dem Schrank dahin trockneten ließ mich dann aber zurückschrecken. Hallo Frau – back nicht viele beliebige Plätzchen! Back ein Plätzchen, das ultimative Plätzchen, mit viel Liebe. Und Schokolade!

Goji, Chili, Marshmallows

Richtig gute Schokolade schmolz ich im Wasserbad, legte getrocknete Goji-Beeren in Portwein ein, röstete Mandelsplitter und zerdrückte Chili-Flakes, Zimtstangen und Kardamom-Kapseln. Den Superkeks bestreute ich mit kleingeschnittenen Marshmallows, rein in eine schöne Schachtel – „Notfall-Keks! Wenn nichts mehr geht bitte öffnen“ – fertig!
Stolz, von der spontanen Idee war ich, aber was mache ich, wenn Niklaas eine Lebensmittelunverträglichkeit hat? Oder so ein Mann ist, der nichts Süßes mag?
Drei Tage reichen! Ich zerdrückte Pfefferkörner und röstete sie in der Pfanne. Rein in die gute Flasche Wodka, nach drei Tagen durch einen Kaffee-Filter und in eine schöne Flasche umgefüllt, „… wo der Pfeffer wächst“ drauf geschrieben – fertig!

Soundtrack deines Lebens

Genug Zeit, mich um Frederika zu kümmern! Ich erinnere mich noch gut, wie sie als kleines Kind immer in der Küche zu den Songs aus dem Radio getanzt und gesungen hat. Im Internet finde ich eine Liste der Hits aus ihrem Geburtsjahrgang und genau da kann ich auch die Lieder kaufen. Dazu schreibe ich ihr zu jedem Stück meine Erinnerungen auf, wie sie damals versucht hat „All that she wants“ von Ace of Base zu singen, oder mit der Haarbürste vor dem Spiegel als Whitney Huston stand. Die CD habe ich „Soundtrack deines Lebens“ genannt. Frederika hat gelacht und sich sehr über die nostalgische Musik gefreut.

Und Niklaas? Niklaas war Weihnachten schon Geschichte, „der Blödmann hat ne andere“, sagte mir Frederika. Und biss in den Notfallkeks.