13 watzlawick ick hor dir tapsen inges dinge hallo

Watzlawick, ick hör dir tapsen

Die Welt wird immer unsicherer. In unseren Köpfen auf jeden Fall. Einsame Sporttaschen an der Bushaltestelle, vollbärtige Südländer in der Stadtbahn, verschrammte Transporter mit schwarzen Scheiben im Wohngebiet, unsere Schubladen füttern unsere Fantasien und schüren unsere Ängste.

Dabei ist alles ganz anders.
Vor zwei Jahren war es, da hub ein Bagger auf dem Grundstück am Ende der Straße ein großes Loch aus. Nachbarschaft kündigte sich an. Der Bau gedieh, quasi im Zeitraffer, schon im ersten Spätherbst zog die Familie ein. Schlüsselfertig, Vater, Mutter, Tochter, Sohn.

Die Gartenfläche war schon eingeebnet, rot-weiss eingezäunt, zartes Rasengrün schaffte es noch vor der Kälte. Der Spielturm mit Rutsche wurde errichtet. Das Gewächshaus harrte der kommenden Saison. Himbeerruten wurden liebevoll an Drähten verzwirbelt. Johannis- und Stachelbeerbüsche standen in Reih und Glied. Der Vorgarten war als solcher erkennbar, die Rabatte angelegt, inkl. Pflegekärtchen. Kein loses Kabel verunzierte die pilzabweisende Fassade, Designerleuchten schmückten den Hauseingang. Die drei Stufen davor waren nicht aus Euro-Paletten zusammengenagelt, nein, Baumarkt-Granit vom Feinsten. Im ersten Frühjahr war der Gemüsegarten bestellt – das ganze Samenhändler-Programm, die Tomaten unter Dach und Fach, die Hofeinfahrt vor der Doppelgarage (perfekt eingeräumt und von Baumaschinen und -materialien befreit) im irritierenden Café-Wall-Muster gepflastert. Keine schwankenden Stolperstrecken über lehmverkrusteten Baubrettern. Der Briefkasten aus gebürstetem Edelstahl hing ordnungsgemäß an der Wand und nicht krumm an einen Gartenpfosten genagelt. Regentonne, Komposthaufen, all das.

Die beiden Kinder üben vermutlich täglich ohne murren Klavier/Altsaxophon. Die Dame des Hauses leitet wahrscheinlich eine Kosmetik-Bude in der einen Hälfte des Tages und in der anderen kocht sie 20 Gläser Marmelade und Schnittbohnen ein und bastelt sich an Kindergeburtstagen den Wolf. Dazwischen reicht es immer noch für 7 Minuten Beckenbodengymnastik. Vom BMI ganz zu schweigen.

Womöglich ist sie auch noch NETT – aber das weiß ich nicht, denn mit solchen Leuten will ich nix zu tun haben: unsere neuen Nachbarn müssen Terroristen sein. Schläfer. Perfekte Tarnung. Das läuft hier alles viel zu perfekt!

Vermutlich sind die auch noch konsequent in der Erziehung.
Letzte Woche hat der Hausherr in der Abenddämmerung mit einem Minibagger ein Stück vom perfekten Golfrasen ausgehoben. Eine Grube im eigenen Garten! Mein Gatte will mir ernsthaft erzählen, dass da wahrscheinlich nur ein selbstreinigender Schwimmteich entsteht. Das weiß ich besser.