inges dinge wat kuett dat kuett

Wat kütt dat kütt

Mein Traumgarten wächst in Oberstdorf. Mitten im Ort. Umringt von einem guten, alten Jägerzaun. Die Besitzer haben der Natur weitgehend ihren Lauf gelassen und nur mit dem Rasenmäher ein perfektes Rund Wiese freigeschnitten. In den Ecken wächst, was will. Die Hausbewohner sitzen wörtlich unterm Holderbusch, inmitten von Giersch, Brennnessel und anderem sogenannten Unkraut. So möchte ich das auch haben. Die Renaturierung des eigenen Gartens.

In einer Ecke unseres Gartens wurde das Trampolin demontiert, nachdem es jetzt schon zwei Sommer lang mehrheitlich nur als Ballkorb und Laubfänger diente. Drunter war Rindenmulch gestreut.

Solange wir nicht wissen, was mit der Ecke in Zukunft passieren soll, lassen wir die Natur jetzt erstmal arbeiten. Und die erobert sich die Rindenmulchschicht bereits zurück. Gepflanzt wurde in der Ecke seinerzeit nur Hopfen und Clematis, am Zaun stapeln sich übrige Pflastersteine und eine alte Hollywood-Schaukel ohne Dach quietscht leise vor sich hin. Voll der Shabby-look. Ganz trendy.

Um uns herum herrscht schon seit jeher der Wildwuchs, denn die direkten Nachbargrundstücke sind nach 18 Jahren immer noch unbebaut. So genießen wir im Sommer wiegende Brennnesselfelder, dazwischen versprengt Felberichinseln, Weidenbüsche und Heckenrosen. Bei diesem grandiosen Anblick wird Unkraut ein relativer Begriff. Ich kenne Gärtnerinnen, die halten sogar Vergissmeinnicht und Kornblumen für Unkraut (wahrscheinlich, weil sie keinerlei Arbeit machen und anspruchslos vor-sich-hin-wachsen). Und in manchen modernen, aufgeräumten Vorgärten dürfen neben reizlosen Granitstelen sowieso nur noch perfekt getrimmte Buchskugeln im Kiesbett wachsen.

Da ist mir das Unaufgeräumte lieber. Den Schmetterlingen auch.