04 naehen ohne licht inges dinge hallo

Nähen ohne Licht! Ist es dem Preis geschuldet oder einfach nicht nachgedacht?

Jede Frau, die mit einer Nähmaschine näht, weiß: das direkte Licht ist Gold wert. Deswegen haben alle Nähmaschinen direkt über dem Nähbereich ein Licht. Ich habe eine ziemlich alte Pfaff-Nähmaschine, die kann vorwärts, rückwärts und zickzack nähen, klingt wie ein Traktor und ist ähnlich schwer – also eigentlich nicht sehr komfortabel, schon gar nicht modern, aber extrem robust. Und sie hat eine Lampe direkt über dem Nähfeld. Wenn diese Lampe kaputt geht, was bisher erst einmal vorgekommen ist, dann nehme ich den Schraubenzieher, löse zwei Schrauben, fahre in das nächste Nähmaschinengeschäft und kaufe eine Ersatzbirne. Ein Aufwand von 1,5 Stunden in zehn Jahren – perfekt!

Vor einigen Jahren dachte ich, Du brauchst jetzt eine neue Nähmaschine: so eine, die eine Vielfalt an Zierstichen hat, die elastische Nähte näht, die nicht rattert wie ein Traktor – so dass ich nähen kann, ohne am Sonntagmorgen die komplette Familie zu wecken (die liegt nämlich noch gerne, während ich schon kurz nach 7.00 Uhr durch das Haus geistere).

Ich mache mich schlau, vergleiche die verschiedenen Angebote und entscheide mich für das Sonderangebot einer ebenfalls guten deutschen Marke. Die Nähmaschine war nicht billig, auch nicht bei einem Discounter gekauft, sondern einfach nur ein attraktives  Aktionsangebot – der Normalpreis war mit 799 Euro angegeben. Das ist doch richtig viel Geld, oder?

Viel mehr Bedienungskomfort – eine feine Sache.

Am Anfang war ich auch begeistert, die konnte sogar Buchstaben sticken, war so leise, dass ich beim Nähen fast einschlief, deutlich leichter und von der Bedienung hat sich wirklich viel getan – vor allem das mühsame Einfädeln oder der Spulentausch – im Vergleich zu meiner alten, nahezu eine Revolution.

Allerdings, das muss ich jetzt sagen, bei viel Technik, kann auch viel kaputt gehen. In den sechs Jahren musste ich schon zweimal zum Techniker. Also sie ist deutlich empfindsamer. Vor einigen Wochen ging das Licht nicht mehr an. Genauer gesagt just zu dieser Zeit, als ich meine Weihnachtsgeschenke nähen wollte. Ups, dachte ich, jetzt holst Du mal den Schraubenzieher und wechselst die Lampe aus. Schraubenzieher, war kein Problem, aber es gab keine Schrauben?

Ich holte mir männliche Unterstützung – ungern, weil ich komme mir dabei ja doch immer blöd vor. Aber er fand auch keine Schraube, drehte die Nähmaschine – dabei fiel dann alles was in dem Spulenkästchen war, zu Boden – die Stimmung stieg. Wir suchten die Bedienungsanleitung. Ich fand sie auf Anhieb, was bei mir keine Selbstverständlichkeit ist.

Die Lösung liegt nahe, so dachten wir! Falsch gedacht. Auf 94 Seiten in acht Fremdsprachen fanden wir nicht einen Satz zur Beleuchtung des Nähbereichs. Im Internet war auch nichts zu finden. In der Adventszeit kann ich meine Nähmaschine überhaupt nicht entbehren, also überbrückte ich mit einer alten Schreibtischlampe. Es ging recht und schlecht.

Da kaufen Sie sich lieber eine Neue!

Im Januar mache ich mich auf den Weg zum Nähmaschinentechniker, die es ja nicht direkt an jeder Ecke gibt und die selbstverständlich samstags nicht geöffnet haben. Ich gebe die Maschine mit dem Hinweis, „die Lampe tut’s nicht“, ab und bekomme die Antwort: „Das kann ich jetzt nicht prüfen, kommen Sie nächste Woche, dann kann ich Ihnen sagen, was das kostet?“. Ohne Worte – ich füge mich dem Diktat. Nach einer Woche rufe ich an, das Austauschen der Lampe kostet 150 Euro und dauert drei Wochen.

Ich dachte, ich höre nicht richtig und frage nach, ob das sein kann und fühlte deutlich, dass ich dem Herrn am Ende der anderen Leitung lästig war. Okay – ich hole die Nähmaschine ab und versuche bei einem anderen Geschäft mein Glück. Dafür muss ich aber rund 30 Kilometer Fahrt in Kauf nehmen. Eine Art Déjà-vu erwartet mich. Wieder abgeben, wieder – diesmal zwei Wochen – warten – wieder die Auskunft: „Lässt sich eigentlich gar nicht reparieren. Und wenn, liegen die Kosten geschätzt bei ca. 200 Euro – kann aber auch teurer werden, je nachdem wie lange ich daran sitze!“ Ich bin sprachlos und das kommt eigentlich selten vor. Ach ja und dann schiebt er hinterher: „Da kaufen Sie sich lieber eine Neue!“.

Jetzt steht sie unterm Tisch und die alte Pfaff wieder oben und ich bin froh, dass ich die damals nicht verkauft habe. Was ich jetzt mache? Ich schreibe dem Hersteller, vielleicht schicke ich ihm diesen Beitrag – und dann will ich mal sehen.

Ihr hört wieder von mir.