Mütter im Auto

Mütter in Autos

Es ist eine Art Generationenvertrag: zuerst fürchten sich unserer Eltern um uns, wenn wir das erste Mal selbst allein mit dem Auto zum Zelten fahren. Später sind wir es, die sich an den Sicherheitsgurt klammern, wenn wir unsere Altvorderen zum Discounter begleiten.

Der Shuttleservice meiner Mutter (Freibad, Kino, etc.) galt allerdings bei meiner Peergroup auch in früheren Jahren schon als Achterbahnfahrt außerhalb der Kirmes. Keiner wollte vorne sitzen. Die Weicheier drängelten sich auf die Rückbank. Das hat ihre Angst aber letzten Endes noch mehr geschürt, denn meine Mutter war eine leutselige, offene Natur und hat den Menschen während des Gesprächs auch immer gerne in die Augen gesehen.

Der Höhepunkt ihrer Fahrer-Karriere war die Ausfahrt auf einer Autobahn-Einfahrt – weil sie eine Abfahrt verpasst hatte. Es war keine Versehen. Sie war auch erst 46. Eine Freundin und ich saßen dabei auf der Rückbank und versuchten, sie von ihrem Vorhaben abzubringen. Erfolglos vergruben wir unsere Gesichter in Kissen und Taschen – und beteten. Der Gegenverkehr grüßte hektisch mit Fernlichterkette und der Freund und Helfer war – wie aus dem Nichts – augenblicklich an unserer Seite. Er ließ uns umkehren indem er mal kurz den Verkehr lahm legte und geleitete uns dann zur naheliegenden Raststätte, um dort mit hochrotem Kopf den meiner Mutter zu waschen. Wir rechneten damit, mit der Bahn nachhause zu fahren (mit all dem Urlaubskrempel…), aber der Polizeibeamte ließ uns am Ende ziehen. Sie hatte ihn gestenreich zugetextet und wahrscheinlich war der Mann einfach nur erschöpft.
Kein Gefängnis, Fahrzeug- oder Führerscheinentzug, nix.
Nur peinlich.

Meine Kinder müssen sich in diesem Punkt keine Sorgen machen. Ich bin eine besonnene Fahrerin. Eher etwas zu langsam. Aber das liegt am Auto selbst. Der Pubi steigt deshalb auf dem Weg ins Training auch schon hundert Meter vor dem Stadion aus der „Flaschnerkarre“.
Und wenn ich dann seine Bros passiere, hupe und winke ich noch einmal fröhlich zum Abschied.