01 kein licht im keller inges dinge hallo

Kein Licht im Keller

Ganz bestimmte Dinge brauche ich einfach nicht – vor allem dann nicht, wenn ich einen langen und arbeitsreichen Tag hinter mir habe, an dem wenig von dem was eigentlich funktionieren sollte funktionierte. Die Kiddies kommen morgens nicht aus der Falle und der Tag beginnt quasi vor dem Aufstehen mit Hektik und ich werde nur angemault. Da denke ich, es wird eine Wohltat sein, wenn ich endlich im Büro sitze. Vorher blinkt noch die Tankanzeige (eigentlich wollte ich doch gestern tanken) und heute kostet der Diesel satte 1,39.9 Euro – die spinnen doch – 8 Cent teurer als gestern. Also gebe ich den Inhalt meines Geldbeutels in der Tanke ab. Die Wohltat stellt sich nicht ein.

Meine Kollegin hat Zoff mit dem Vater ihrer Kinder und ist nicht ansprechbar und mein Chef ist offensichtlich mit dem falschen Fuß aufgestanden. Ich habe die Jacke noch an und noch keinen Kaffee geholt, da fragt er schon, ob ich die Aufstellung gestern noch an unseren Kunden XX geschickt hätte??? Muhurxxx. Wollte ich, habe ich aber vergessen. Den Tag kannste vergessen. Rechner hochfahren und Aufstellung ganz schnell rausschicken, so tun, ob alles i. O. ist. Nützt nichts, ich hole mir meinen Rüffel ab. Den Rest des Tages ducke ich mich weg. An all die Kleinigkeiten, die dann auch nicht mehr geklappt haben, will ich mich jetzt auch nicht mehr erinnern.

Hab‘ den Tag dann irgendwie überstanden, will im Keller nur noch eine Waschmaschine füllen, dann macht es plopp und ich stehe mit einem Korb schmutziger Wäsche auf einer stockdunklen Treppe. Nee! Taste mich voran und stelle den Korb auf der vorletzten Stufe ab, der dann natürlich umkippt. Gut – es war die schmutzige Wäsche – also echt kein Drama.

Wieder hochtasten und Glühbirne holen. Dabei überlege ich mir 40 oder 60 Watt, kleines oder großes Gewinde und entscheide mich für 60 Watt und großes Gewinde und erlebe das erste Erfolgserlebnis dieses Tages, es ist eine neue Glühbirne in dem Karton. Bin schon ein wenig stolz auf mich, wie vorausschauend ich meinen Haushalt in Schuss halte. Zu früh gefreut. Denn die Taschenlampe, die mir jetzt leuchten sollte ist an und entsprechend leer ist die Batterie. Liebes Söhnchen, das gibt morgen noch eine Ansage.

Trotzdem schaffe ich es unfallfrei die Treppe runterzukommen. In der Fassung steckt ein gefühlt schraubenartiges Gebilde drin, das ich ganz sicher nicht da rein geschraubt habe; und ich kriege dieses Gebilde fast nicht raus. Als ich es endlich raus habe, ist klar, die 60 Watt mit dicken Gewinde passt da nicht rein. Ich gebe auf im Dunkeln komme ich eh‘ nicht weiter und jetzt habe ich einfach keine Lust mehr und vertage das Problem auf morgen.

Und kaum im Baumarkt holt mich das Problem auch wieder ein. Ich habe das schraubenartige (dafür aber vermutlich energiesparende Leuchtmittel) heute Morgen einfach weggeworfen und jetzt stehe ich hier vor ungefähr 15 Meter Leuchtmittelregal und kenne eigentlich nur die 60 Watt mit dickem Gewinde und die 25 Watt Kerze mit dünnem Gewinde. Alles andere – und das ist eindeutig die Mehrheit – ist mir absolut unbekannt. Neben den klassischen Glühlampen (und die gibt es nach wie vor in zig Ausführungen) finde ich Leuchtstoffröhren (die kenne ich noch) LEDs, Energiespar gedreht oder gewickelt – Twist oder Minitwist, Hochvolt und natürlich Niedervolt, Natriumdampf, Reflektor, Dimmer, Kompaktstoff, Nanotwist, Stick – wer es genau wissen will, der kann ja mal unter www.leuchtstoffmarkt.de nachschauen.

Wird unser Leben wirklich einfacher? Brauchen wir wirklich 1.001 verschiedene Leuchtmittel? Macht uns das irgendwie glücklicher oder zufriedener? Wer will denn so ein unübersichtliches Chaos? Die Osrams‘ oder Phillips‘ dieser Welt? Was müssen die an Entwicklungsarbeit leisten und für jedes Lämpchen auch noch die richtige Verpackung entwickeln. Muss es wirklich jedes Lämpchen in matt, halbmatt, verspiegelt, bunt und acht verschiedenen Leuchtstärken und sechs unterschiedlichen Energieklassen geben – ganz ehrlich – ich bin bisher ganz gut mit 25, 60 und 100 Watt und zwei verschiedenen Fassungen klar gekommen.

Jetzt werfe ich nie mehr die kaputte Birne weg und nehme mir nen 1/2 Tag Urlaub für die Beschaffung der Ersatzbirne, dafür spare ich aber vielleicht 4,80 Euro Stromkosten.