Geschenkt

Geschenkt

Als vor Jahren die neue Generation in der Familie alt genug war, Weihnachten bewusst mitzuerleben, versanken in kurzer Zeit Nichten und Neffen knietief in Geschenkpapier. Das sollte mir mit meinen Kindern einmal nicht passieren.

Es gab schon Heilig Abende, an denen meine süßen Kleinen nicht wussten, was sie zuerst auspacken sollten und am Ende standen auch sie bis zu den Knien im Geschenkpapier. Die richtige Barbie/der richtige Lego-Bausatz war aber wieder nicht dabei (der Rest war mehr oder weniger egal).

Bereits Tage vor den Feierlichkeiten sammelten sich die Päckchen der lieben Verwandtschaft in einer Kellerecke an, dass ich mehrmals beschloss, selbst nichts mehr dazuzulegen: das 14. Päckchen braucht keiner mehr. Sie waren vom 13. auch schon erschlagen. Und dabei haben sie vernünftige Großeltern und Tanten, die danach fragen, was denn jedes Kind „brauchen könnte“.

Lange Zeit geht das gut. Bis zu einem gewissen Alter ist ein cooler Schlafanzug mit einem Bauarbeiter/einer Disney-Schönheit, Turnschuhe mit Blinklicht, Pullis mit Glitzer ein echter Bringer. Oder der coole Sportbeutel. O.ä. Irgendwann landet man bei Familien-Sammelaktionen für das erste Fahrrad, das erste Smartphone, den ersten Laptop (und immer bekommen die Schulkameraden davon die „Mercedes-Version“)

In anderen Familien gibt es Gönner, die mehr als alles andere, auf die Parität achten: für jedes Kind 50 €, auf den Cent genau ausgegeben und wenn man am Ende  noch irgendeinen Schießbuden-Schnickschnack dazulegen muss, weil das „richtige“ Geschenk nur 39,95 gekostet hat. Dabei freuen sich die Kurzen tatsächlich auch mal nur über den allerblödesten Schießbuden-Schnickschnack – buntes Plastik mit elektronischem Gedudel. Auch gut.

Der ein oder andere Gönner glaubt auch, dass ein Weihnachtsgeschenk auf jeden Fall das durchschnittliche Maß von Handgepäck deutlich überschreiten muss. Es sind oft dieselben, die hinterher gerne behaupten, dass Kinder heutzutage mit nix mehr zufrieden sind.

Es gibt Menschen, die weigern sich, Gutscheine zu verschenken. Und es gibt die, die partout keine wollen, lieber etwas mit großer Schleife zum Auspacken – auch auf die Gefahr hin, dass der Inhalt a) nicht gefällt, b) nicht passt, c) schon vorhanden ist.

Meine Freundin ärgerte sich dafür jahrelang über den Kommentar ihrer Mutter zum Weihnachtskuvert: „kauf dir, was du brauchst, Schätzchen“ – sie hätte gerne mal etwas Persönliches ausgepackt.

Wenn´s nach mir ginge, würde ich am liebsten Wichteln, da bleibt die Sache überschaubar und man kann sich voll auf den einen Beschenkten konzentrieren. Aber da machen meine Lieben nicht mit.

Andererseits fallen mir ab Oktober immer mehr Ideen für sie ein, dass ich mich gar nicht entscheiden kann und eigentlich auch keinen auslassen möchte.