Inges Dinge - Werbegeschenke

Dann lieber keinen Gaul

Ich bin undankbar, ich weiß. Dem geschenkten Gaul schaut man nicht ins Maul. Aber jetzt kommt wieder die Zeit, wo sich die Firmen spendabel geben. Es hilft auch nix, dass ich selbst oft dankend ablehne, weil die Kugelschreiber, Stofftaschen und Schlüsselbänder in meiner Schublade ein Eigenleben führen und sich offensichtlich schon selbst vermehren (um dann am Ende ihrer Reise im Pazifischen Müllstrudel zu landen).

Es gibt in der Familie ja auch noch die, die alles brauchen können und bei dem Hinweis „umsonst“ immer gerne zugreifen. Und zuhause hängen dann an jeder Türklinke, jedem Möbelknopf besagte Schlüsselbänder (den Schlüssel selbst hat man in der Geldbörse!).  Coole Flaschenöffner zieren erst den Teenager-Schreibtisch und verstopfen dann irgendwann die Küchenschubladen. Einmal im Jahr landet eine Fuhre Baseball-Mützen im Altkleidersack.

Langsam geht es auf den Höhepunkt des Jahres zu. Auch in der Werbewirtschaft. Der Einzelhandel beglückt die Kundschaft mit Kalendern voller Dorfidyllen und Berggipfeln. Autoschrauber freuen sich über Mädelskalender. Mädels freuen sich über halbnackte Kerle. Wer sich über Mondplaner (mit Mondpausen) freut, weiß ich nicht so genau.

Und dann wird’s auch noch stilvoll. Drei Rotweinschwenker. Was fang ich damit an? Es ist ja nicht so, dass wir den Wein zuhause aus Pappbechern trinken. Irgendjemand schrieb einst amüsiert über den „gehobenen Zweitkorkenzieher“. Für Leute, die wirklich schon alles haben. Pfeffermühlen aus gebürstetem Edelstahl mit Batteriebetrieb und LED-Leuchte! Vor Jahren kam ein Päckchen für den Mann im Haus und jener war auf Geschäftsreise. Als er davon zurückkehrte und erwartungsvoll das Päckchen öffnete, schimmerte die geräucherte Entenbrust schon in allen Farben. Verchromte Weinständer, die keiner je verwendet. Ein Dekantier-Set für den Kanister-Rotwein aus dem Billig-Disount. Gut gemeint ist das Gegenteil von gut.

Dabei wären wir als Nutznießer des Beschenkten mit einer Flasche bodenständigen Rotweins, einer Schachtel Lebkuchen oder einem Duschtuch voll zufrieden.

Und wenn’s drauf ankommt, macht mich auch schon EIN Wagenchip im Geldbeutel glücklich.