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Auf gute Nachbarschaft!

Für manche gehören die Nachbarn fast zur Familie, andere wiederum sehen ihre Nachbarn beinah als Feinde und gehen Berührungspunkten regelrecht aus dem Weg. Wie das bei mir aussieht, kann ich gar nicht so leicht sagen.

Mit meiner Nachbarin Leni, die leider letzten Sommer verstorben ist, habe ich mich immer sehr gut verstanden. Kaum zu glauben, aber mit ihr habe ich auch schon mal einen Kaffee getrunken oder habe für sie die Einkäufe erledigt. Im Großen und Ganzen eine Nachbarschaft, wie sie im Buche steht. Wir hatten nie Probleme und Streitpunkte, eher im Gegenteil – wir haben uns gegenseitig unterstützt.

Aber jetzt ist alles anders. Ihr Haus wurde verkauft und letzte Woche rückten die Möbelpacker an. Eine Lehrerfamilie mit drei Kindern. Direkt auf den ersten Blick war mir klar, dass die ruhigen Zeiten nun vorbei sind. Die Kinder, zwei Mädchen 3 und 5 und der Bub im Alter von 8, sind ganz schön lebhaft und stürmisch in ihrem Garten unterwegs. Letztens flog sogar im hohen Bogen ein Ball über den Zaun und ich traute meinen Augen kaum. Statt zu klingeln und mich darum zu bitten, den Ball rauszugeben, wurde auf eigene Faust versucht mit einer Räuberleiter über den Zaun zu klettern. Leider bedachten die Kinderchen dabei nicht den maroden Zustand dieses Holzzaunes, sodass der Zaun samt Kinder zu Boden stützte. Kopfschüttelnd sah ich mir das ganze Szenario von meiner Terrasse aus an und traute meinen Augen kaum. Glücklicherweise war der Familienvater gut versichert und hat sich auch direkt um den Papierkram gekümmert. Aber sowas brauche ich echt nicht nochmal.

Ich weiß noch früher, da herrschte Tag und Nacht Ruhe in unserer Straße. Aber an diese Momente des Glückes kann ich mich ehrlich gesagt kaum erinnern. Jetzt ist alles anders. Von meinen Nachbarn zur Linken dröhnt rund um die Uhr das Kindergeschrei zu mir herüber und die Großfamilie von gegenüber feiert jeden Nacht eine Riesenparty. Laute Boom-Boom Musik, knallende Korken und grölende Menschen – mal ganz ehrlich: Wie soll bei dem Lärm schlafen können? Und ich gehöre durchaus zu den Menschen, die ihren Schönheitsschlaf brauchen.

Mit den Nachbarn ist es halt wie mit der Familie – in der Regel kann man sich die nicht aussuchen. Manche Dinge im Leben muss man einfach so akzeptieren, wie sie sind. Und was ich auf gar keinen Fall will ist umziehen. Ich verlasse doch nicht freiwillig mein kleines Paradies. Also Augen zu und durch. Die Hoffnung stirbt zuletzt.