Interview

Wie Personaler auf Körpersprache achten und was das für den Bewerber bedeutet

Entscheider, die Bewerber für Positionen in Unternehmen auswählen, achten auch verstärkt auf die Körpersprache. Sie versuchen, möglichst umfangreich Informationen über die Person als Basis für ihre Entscheidung zusammenzutragen. Zeugnisse, Arbeitsproben und das Vorstellungsgespräch sind geeignet, um dieses Ziel zu erreichen. Doch geht es nicht nur um harte Fakten sowie das sprachliche Ausdrucksvermögen. Das Verhalten des Bewerbers im Gespräch vermittelt ebenfalls wichtige Informationen. An dieser Stelle kommt die Analyse der Körpersprache im Bewerbungsgespräch zur Anwendung.

Wir stellen im Folgenden einige der wichtigsten Aspekte der Körpersprache vor und geben Ihnen als Bewerber hilfreiche Tipps, wie Sie damit umgehen.

Körpersprache entsteht oft unbewusst

Analysen der Körpersprache betrachten menschliches Verhalten, das sich nicht in jeder Situation selbstbewusst vom Individuum steuern lässt. Dazu passiert das alles einfach zu schnell. Dass zum Beispiel die Stimme schriller wird und die Gesten hektischer, wenn man sich in einer Krisensituation befindet, lässt sich nur schwer vermeiden. Körpersprache vollzieht sich also zum größten Teil unbewusst.

Aus diesem Grund wird diese Art von Analyse natürlich interessant für alle, die Personen objektiv beurteilen wollen. Wie jemand wirklich ist, müsste sich durch die nahezu unkontrollierte Körpersprache gut erfahren lassen. Vorausgesetzt, man weiß die unterschiedlichen körpersprachlichen Zeichen zu interpretieren, denn anders als die gesprochene Sprache ist Körpersprache weit weniger eindeutig.

Wenn jemand lacht, dann weiß man zwar, dass es dafür sicherlich einen Grund gibt, aber welchen genau, das erfährt man nur durch Sprechen. Die Analyse körpersprachlicher Äußerungen kann also eine gewisse Unschärfe nicht vermeiden. Trotzdem bietet sie hilfreiche Zusatzaussagen, um menschliche Persönlichkeiten und Charaktereigenschaften zumindest näherungsweise zu beschreiben.

Diese Technik wird daher von erfahrenen Personalern verwendet, um ihren subjektiven Eindruck auf objektivere Grundlagen zu stellen, wie diskussionswürdig dies im Einzelnen auch immer sein mag. Trotzdem ist es hilfreich für Bewerber, einige Grundsätze dieser körpersprachlichen Analysemethoden und -erkenntnisse zu erfahren. Mit dem Wissen lassen sich typische Fehler vermeiden und die Atmosphäre im Vorstellungsgespräch positiv beeinflussen – bewusst und unbewusst.

Somit unsere wichtigsten Tipps zur Körpersprache für Bewerber:

Der Händedruck beim Vorstellungsgespräch

Was sagt die Art des Händedrucks über die Person aus? Vielleicht nicht allzu viel, aber entscheidend ist: Welche Rückschlüsse zieht jeder Mensch, also auch ein Personaler, aus der Art, wie ihm sein Gegenüber die Hand gibt? Dabei gibt es Verhaltensweisen, die Menschen auf Grund kultureller Prägung eher unangenehm auffallen und den ersten Eindruck über die Person in eine gewisse Richtung lenken. Das gilt für den übertrieben festen Händedruck, bei dem einem die Finger schmerzhaft gequetscht werden und der das Gefühl von Machtausübung provoziert. Ebenso für den extrem weichen, widerstandslosen Druck mit einer verschwitzten Hand, die wenig Selbstvertrauen und Unsicherheit vermittelt. Ähnliches lässt sich beim Händedruck beobachten, bei dem nur die Finger angefasst werden. All das sollte ein Bewerber vermeiden. Unser Tipp: Ergreifen Sie die Hand, die Ihnen entgegengestreckt wird, mit einem festen Griff, vollständig. Kurzes Schütteln, ein Blick in die Augen, angedeutete Verbeugung, ein Lächeln, loslassen. So vermitteln Sie Selbstsicherheit und Wertschätzung für das Gegenüber. Das darf man vorher auch mal üben …

Körpersprache und die Hände

Die Hände sind das zentrale Organ der Körpersprache, also in etwa das, was der Mund mit seinen Sprechorganen für die gesprochene Sprache ist. Die Hände wirken dabei auf zwei unterschiedlichen Ebenen. Einmal der mehr oder weniger bewusst eingesetzte, interpretierende Einsatz von händischer Gestik, um Inhalte des Sprechens zu unterstützen. So dürfte beim Sprechen über eine Wendeltreppe eine spiralartige Bewegung mit Sicherheit irgendwann zu sehen sein. Mit solchen Gesten illustrieren wir unser Sprechen. Wie stark das wirkt und wie hilfreich dies für das Verständnis des Gesprochenen ist, kann man dann feststellen, wenn die Gestik nicht einsetzbar ist – z.B. beim Telefonieren. Dann müssen wir anders sprechen, deutlicher, ausführlicher. Es entstehen oftmals Missverständnisse…

Weiterhin gibt es Gesten, die wir fast unbewusst mit den Händen ausführen, die aber viel über uns verraten. Das Am-Kopf-Kratzen bei Unsicherheit ist vielleicht das bekannteste Beispiel: Die Hand, die den Nacken reibt (Ausdruck des Unbehagens); die Hand, die den Mund verdeckt (Geste der Zurückhaltung); ineinander verschränkte Finger (ablehnende, schützende Geste).

Was die Situation im Bewerbungsgespräch betrifft, kann ein Bewerber nur schwer aus seiner Haut. Generell ist es ratsam, extreme körpersprachliche Äußerungen zu vermeiden. Das gilt für beide Seiten. Gestik sollte pointiert eingesetzt werden. Große emotionale oder auch aggressiv zu interpretierende Bewegungen sind ebenso zu vermeiden, wie die totale Starre, die ohne Einsatz von Gestik auskommen möchte. Ersteres wirkt überemotional, das letztere dagegen emotionslos, hölzern. Beides möchte man meist im Unternehmen vermeiden.

Tipp: Stellen Sie sich vor den Spiegel und sprechen Sie mit sich selbst zu bestimmten Sachverhalten. Beobachten Sie Ihre Gestik und ziehen Sie entsprechende Rückschlüsse.

Die Augen

Augenblicke sind schwierig zu interpretieren, aber ihren Ruf als Spiegel der Seele haben sie verdientermaßen. Aber was macht einen traurigen oder glücklichen Blick eigentlich aus? Sind es wirklich die Augen allein, die einen solchen Eindruck vermitteln? Ist es nicht eher die Mimik des Gesichtes dazu? Wahrscheinlich. Aber es gibt Augenblicke, die ein Bewerber sich klarmachen sollte. Der wichtigste: Nicht wegschauen, sondern den Augenkontakt mit dem Gegenüber suchen und aushalten. Auch hier: Extreme vermeiden. Flatteriges Wegschauen signalisiert Unsicherheit, permanenter Blickkontakt andererseits wirkt dominant und herrschsüchtig.

Körpersprache der Arme

Es existieren viel mehr körpersprachliche Signale, die sich an der Haltung der Arme festmachen lassen, als man denkt. Das schlaffe Hängenlassen seitlich des Körpers, die kreuzverschränkten Arme vor der Brust, die ausgefahrenen Ellenbogen, „Hände hoch!“ usw.

Im Bewerbungsgespräch können verschränkte Arme vieles bedeuten: Sie sind möglicherweise Geste einer Abwehrhaltung, des Wohlbefindens oder auch der Selbstbezogenheit. Wie Ihr Gesprächspartner diese Geste beurteilt, hängt also davon ab, was Ihre Gestik und Mimik insgesamt kommuniziert.

Die Körperhaltung im Bewerbungsgespräch

Bei der Körperhaltung verweisen Verhaltensforscher gerne auf folgenden Mechanismus:

  • Die äußere Haltung beeinflusst die innere Haltung.
  • Die innere Haltung beeinflusst die äußere Haltung.

Das heißt: Durch die Körperhaltung kann man ganz bewusst steuern, wie man sich fühlt. Wer gebeugt durch die Gegend schlurft, der macht nicht nur einen traurigen Eindruck, er ist es wahrscheinlich auch. Gleichzeitig kann man eine miese Stimmung auch mal mit einer bewussten Straffung der Körperhaltung versuchen zu verringern, meistens funktioniert es.

Die Körperhaltung vermittelt uns viel: Steht unser Gesprächspartner locker und aufrecht, vermittelt er uns Selbstsicherheit. Ist seine Haltung gebeugt und ohne Spannung, so erscheint dieser Mensch unsicher und wenig durchsetzungsstark. Dieselbe Haltung mit einer starken Anspannung versehen, kann auf uns verschlagen und heimtückisch wirken. Ist die Anspannung beim Anderen aber so stark, dass der Körper übermäßig aufrecht und fast wie durchgebogen erscheint, hinterlässt dies bei uns das ungute Gefühl, einen arroganten und überheblichen Menschen vor uns zu haben.
Bewegen Sie sich außerdem nicht hektisch, sondern eher mit Bedacht. Das wirkt souverän.

Das Sitzen

Als Bewerber sollten Sie sich Ihre Sitzhaltung bewusst machen. Dabei ist es am besten, aufrecht zu sitzen und den Körperschwerpunkt genau über dem Becken zu platzieren. Das wirkt konzentriert und präsent. Der Neigungswinkel des Oberkörpers ist eines der Merkmale, die eine starke Wirkung auf das Gegenüber haben. Sie können dieses Merkmal sehr einfach positiv nutzen, um das Gespräch angenehm in Fluss zu halten. Spiegeln Sie die Oberkörperhaltung des Anderen und er wird sich wohler fühlen, gemäß dem Motto: Pacing and Leading.

Der Körper im Raum

Sie betreten als Bewerber einen Raum, in dem sich bereits jemand anderes befindet. Die Zuordnung ist klar: Ihnen wird ein Platz angeboten, den Sie kaum ablehnen werden. Daraus ergibt sich der Rest. Wenn Sie sich allerdings den Platz aussuchen können, versuchen Sie doch einmal, sich nicht frontal gegenüber Ihrem Gesprächspartner zu platzieren, sondern über Eck. Das ist weniger konfrontativ und schafft eine vertrauensvollere Atmosphäre.

Was Sie beachten sollten, ist die Einhaltung der Distanzzonen. Menschen reagieren auf die Verletzung der unsichtbaren Abstände zu fremden Personen sehr empfindlich. Vielleicht nicht bewusst ablehnend, aber unbewusst versuchen sie, sich dem zu entziehen. Dies geschieht durch Erhöhung der Abstände sowie durch den Aufbau von Barrieren. Es gibt hier verschieden große Zonen von einem halben bis zu 4 Metern, die von Status, Geschlecht, Kultur usw. beeinflusst werden. Wenn Sie das Gefühl haben, Ihr Gegenüber rückt Ihnen im Gespräch zu nahe, können Sie eine Barriere auf dem Tisch mit dem Wasserglas, Notizblock oder anderen Gegenständen aufbauen. Es wird Ihnen helfen.

Die Kleidung beim Vorstellungsgespräch

Ein Bewerbungstermin ist weder eine Sportveranstaltung noch eine Party, weder First Date noch Galaempfang. Kleiden Sie sich so, wie Sie zu einem formellen Kundengespräch gehen würden. Das gilt insbesondere für Positionen mit Außenkontakt. Variationen je nach Branche sind natürlich erlaubt – Finanzexperten haben andere Kleidungskonventionen als IT-Dienstleister, in München gelten andere Regeln als in Berlin. Generell gilt: Nicht zu leger, gedeckte Farben, geputzte Schuhe, eher zurückhaltendes Make-Up, kein Dekolleté.

Die Stimme

Die Stimme ist insofern ein Teil der Körpersprache, als dass sie ganz klar von körperlichen Gegebenheiten des Sprechers geprägt wird und nicht von seinen intellektuellen Fähigkeiten. Bei der Stimmlage gibt es belegbare Phänomene, die sich auf die Wirkung der Person beim Gegenüber auswirken. Sehr hohe Stimmlagen, die man zumeist bei weiblichen Sprechern antrifft, wirken nicht nur auf Männer eher negativ. Es ist erwiesen, dass Frauen mit tieferen Stimmen bessere Chancen haben, sich durchzusetzen. Dementsprechend wird ihnen mehr Kompetenz und Durchsetzungsfähigkeit zugeschrieben, wie ungerecht das im Einzelfall auch immer sein mag.

Ein letzter Tipp: Lächeln, aber richtig!

Personaler sind zumeist psychologisch geschulte Menschenkenner, die sich mit kleinen Tricks kaum beeinflussen lassen. Aber der Wirkung eines aufrichtigen offenen Lächelns kann sich niemand entziehen. Das schöne Gefühl, angelächelt zu werden, ist tief im Menschen verankert. Das kennen alle Kulturen weltweit. Genauso erzeugt allerdings ein falsches, künstliches Lächeln fast ebenso starke, nur eben leider negative Wirkungen. Man fühlt sich betrogen.

Deshalb sollten Bewerber gerne lächeln und gute Laune verbreiten, ohne ein künstliches Dauergrinsen. Man sieht es, man fühlt es, man mag es nicht. Als Bewerber sollten Sie lieber neutral bleiben, wenn Ihnen nicht nach guter Laune ist.