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Respektvoller Umgang im Internet – Erst laden, dann schießen

Man sollte meinen, dass Umgangsformen universell auf jede Art Kontakt mit Mitmenschen übertragbar wären. O.K. – es gibt ja auch im richtigen Leben Nachbarn, die einen in krassen Worten darauf aufmerksam machen, dass wir mit einem Hinterrad auf ihrem Grundstück stehen.

Grundsätzlich geht es auch bei der Kommunikation in den sozialen Medien zuallererst darum, ehrlich mit seinen Kommunikationspartnern umzugehen, erklärt der Münchner Digital- und Social-Media-Berater Klaus Daidrich. „Wenn man Themen anspricht, sollte man sich dann auch darauf gefasst machen, Kommentare dazu zu bekommen“, denn respektvoller Umgang ist zwar wünschenswert, aber längst kein Standard mehr.

Eine andere Sache ist Authentizität. Die Zeiten, in denen sich Menschen online ein zweites Ich gegeben haben seien weitestgehend vorbei, behauptet Jens Albers, Social-Media-Manager aus Velen im Münsterland. Bis auf so genannte „Trolle“, die üblicherweise anonym arbeiten. Diesen Störenfrieden, meint Albers, sollten die Nutzer nicht allzu viel Aufmerksamkeit schenken, denn diese lebten genau davon.

Je ein Account für private und berufliche Kontakte innerhalb eines Netzwerkes hält Albers aber nur bedingt für empfehlenswert. Die Netzwerke böten immerhin verschiedene Möglichkeiten, Kontakte in bestimmten Gruppen zu organisieren. Außerdem gehe Social-Media-Kommunikation über das Posten von Texten, Bildern oder Videos hinaus. Auch das Liken und Favorisieren von Beiträgen anderer Nutzer seien eine klare Aussage.

Im Internet scheinen viele nicht zu wissen, wie man miteinander umgeht. Berater Daidrich empfiehlt, das Gegenüber wie bei einem realen Treffen anzusprechen, auch wenn in den sozialen Netzwerken wie Facebook, Twitter oder Google+ ein Du erlaubt sei und man damit nur in den seltensten Fällen auf Abwehr stieße. In Karriere-Netzwerke aber, wie LinkedIn oder Xing, bleibt das Siezen die korrekte Form.

Überhaupt sollte Online nicht anders kommuniziert werden als im Alltag. Die Überlegung, wie man sich den Umgang mit einem selbst wünschen würde, diene als guter Maßstab für das eigene Verhalten.

Auch wenn sich die Netzwerke in Inhalt und Zielgruppen unterscheiden – Benimmregeln gelten überall. Facebook diene laut Daidrich vor allem als sozialer Treffpunkt und biete neben Unterhaltung und Wissenswertes auch Trends und News. Im Gegensatz zur Kommunikationsplattform Twitter, die eher aktuellen Inhalten und Nachrichten, meist mit dem Schwerpunkt auf Medienthemen, Raum biete.

Opas alter Spruch, “erst Laden und dann Schießen“ gilt auch für die Neuzeit: Erst überlegen und dann posten. Klaus Daidrich weiß, dass das Netz nichts vergisst und sich Inhalte oft wie Lauffeuer verbreiten. Wo immer man sich im Netz bewegt, sollte man seine Freunde nicht mit unnützen Beiträgen zumüllen oder mit stündlichen Statusmeldungen und dem 17. Selfie des Tages belämmern.
Sonst war`s das mit der Freundschaft.