Frau beim Pokerspielen

Frauen und Glücksspiel

Glücksspiel ist eine Männerdomäne, so hieß es lange. Betrachtet man allerdings den Lauf der Geschichte, finden sich schon in der Antike Beispiele, die das Gegenteil beweisen. Parysatis, die 400 v. Chr. Königin von Persien war, entwickelte beispielsweise eine Leidenschaft dafür, mit einem Würfel über das Leben von Sklaven zu bestimmen. Diese zugegebenermaßen drastische Maßnahme wird man selbst unter abgebrühten Spielerinnen heute nicht mehr antreffen, doch es ist ein gutes Beispiel dafür, dass es schon seit Jahrhunderten auch glücksspielaffine Frauen gibt. Ein weiterer Fall ist die britische Gräfin Albinia von Buckinghamshire, die im 18. Jahrhundert für berüchtigte Glücksspielabende bekannt war, die meist zu Gunsten der Gräfin ausgingen.

Heutzutage sind Blackjack, Roulette und Poker Glücksspiele, die von Frauen und Männern gleichermaßen gespielt werden. Und Frauen haben laut einer aktuellen Studie der Universität Hohenheim noch einen entscheidenden Vorteil, denn wie die Ergebnisse der Wissenschaftler zeigen, verfallen sie nicht so schnell der Spielsucht wie das männliche Geschlecht. Pathologisches Glücksspiel, wie die Spielsucht auch genannt wird, befalle vor allem Männer, erklärte eine Mitarbeiterin der Forschungsstelle Glücksspiel an der Universität Hohenheim bei einer Tagung unter dem Namen „Gender-Aspekte im Glücksspiel“. Die Forscher untersuchten außerdem Faktoren wie die Motivation für das Glücksspiel und die Art der bevorzugten Spiele. Während für Frauen und Männer gleichermaßen Geld gewinnen das Hauptmotiv war (71% der befragten Personen nannten es als Hauptgrund für das Spielen), fand die Studie geschlechterspezifische Unterschiede was die bevorzugten Spielevarianten anging. So bevorzugen Männer eher Geschicklichkeitsspiele, während weibliche Spielerinnen vor allem auf ihr eigenes Können und Wissen vertrauen wollen. Sportwetten bleiben dabei nach wie vor in erster Linie eine Männerdomäne. Die Ergebnisse einer 2013 durchgeführten repräsentativen Befragung der bundesdeutschen Bevölkerung durch die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung zeigen, dass Männer etwa fünfmal häufiger den Nervenkitzel bei Fußballwetten oder auf der Rennbahn suchen als Frauen.

Spielautomat für FrauenVerschwindend gering wird dieser Geschlechterunterschied allerdings wenn man das Spielverhalten in Hinblick auf Casinospiele betrachtet. Blackjack, Roulette und Co werden heute vor allem online gespielt und eine Erhebung, die 2011 in Großbritannien durchgeführt wurde, zeigt, dass immerhin 48,8 Prozent der Nutzer von Internet Casinos weiblichen Geschlechts sind. Besonders Videoslots und Bingospiele sind bei den weiblichen Usern beliebt und wenden sich oft gezielt mit speziellen Mottos wie z.B. „Chippendales Slots“, an die weibliche Kundschaft. Unterschiede zeigte die Studie lediglich bei der Risikobereitschaft: Frauen zahlen mit 67 Pfund in der Regel weniger ein als Männer, bei denen der Durchschnitt bei 94 Pfund lag.

Zahlreiche Frauen haben es mit dem Glücksspiel in den letzten Jahrzehnten sogar zur Berühmtheit gebracht. Cathy Hulbert etwa, die die erste professionelle Blackjack Spielerin in Las Vegas war und vom Game Show Network mit dem Titel „Best Female Gambler on Earth“ ausgezeichnet wurde. Sie gab ihren regulären Job in New York auf, um in Las Vegas als Black Jack Dealerin zu arbeiten. Schnell zog das Spiel sie in ihren Bann, und sie wechselte an die andere Seite des Blackjack-Tischs, wo sie in den 60er und 70er Jahren ein Vermögen gewann. Sie war derartig berüchtigt, dass man ihr in vielen Casinos sogar Hausverbot erteilte. Die Spielerin aus Leidenschaft ließ sich jedoch nicht abbringen und versuchte einmal sogar, als Mann verkleidet in ein Casino in Vegas zu gelangen, in dem man ihr den Zugang verwehrt hatte. In den 80er Jahren wendete sich Hulbert schließlich dem Pokerspiel zu, und erwies sich ebenfalls als Naturtalent. 1993 krönte sie ihre Karriere mit dem begehrten World Series of Poker Bracelet, dem Traum eines jeden Pokerspielers.

Sandra Naujoks bei der EPT 2013 in Barcelona
Sandra Naujoks bei der EPT 2013 in Barcelona

Während Cathy Hulbert in ihrer aktivsten Zeit noch eine Vorreiterin in der Männerdomäne Poker und Casino war, gibt es weibliche Pokerspieler heute schon in vergleichsweise großen Zahlen. Die erfolgreichste Pokerspielerein aller Zeiten ist derzeit laut Hendon Mob Vanessa Selbst. Die US-Amerikanerin führt mit mehr als 10 Millionen US-Dollar an gewonnenen Preisgeldern die Liste der erfolgreichsten Pokerfrauen an und muss sich damit auch vor ihren männlichen Kollegen nicht verstecken. Stärkste Deutsche ist Sandra Naujoks, die immerhin an 10. Stelle der Weltrangliste steht. Die „Black Mamba“ aus Dessau kämpft seit Jahren gegen Vorurteile gegen Frauen in der Glücksspielbranche und das Problem, als attraktive Spielerin auf die Rolle als „lebende Werbetafel“ reduziert zu werden. Von reinen „Ladies Only“-Events hält sie dennoch nichts, wie sie im Gespräch mit der SZ verriet. Ihr Ratschlag an Spielerinnen, die es den Männern in der Branche zeigen wollen? „Ellenbogen raus und sich einen Platz erkämpfen!“