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Urlaubsknigge: In der Welt daheim

Bei uns isst man den Teller leer, zu Begrüßung erhebt man sich und gibt einen festen Händedruck, treppauf geht die Frau zuerst, treppab der Mann. Was gibt’s denn für Regeln in anderen Ländern?

Im Weinland Ungarn darf man mit allem anstoßen, nur nicht mit Bier. Zeitweilig war es sogar verboten. Das hat einen historischen Hintergrund. Nach dem Sieg über die Ungarn 1848 stießen die Österreicher mit Bier darauf an.

Seit 1920 werden in Österreich keine Adelstitel mehr geführt. Vielleicht legt man deshalb so viel Wert auf den erworbenen Titel, wie z.B. Herr Hofrat, Frau Kammersängerin, Herr Magister oder Frau Magistra.

Im Gegensatz zu den Niederländern, die garkeinen Wert auf Titel legen und lieber gleich duzen. Dafür ist es hier nicht üblich, ohne Einladung „auf einen Kaffee“ vorbeizugehen. Wer kein holländisch kann, sollte das Gespräch erstmal auf Englisch beginnen, auch wenn viele Niederländer gut deutsch sprechen.

Das Voraussetzen der deutschen Sprache macht hier keinen guten Eindruck, selbst wenn viele Einwohner des Deutschen mächtig sind. Übrigens: alle Holländer sind Niederländer, aber nicht alle Niederländer Holländer.

In Frankreich lässt man sich im Lokal anders als bei uns von einem Kellner an den Platz begleiten.  Die Rechnung am Ende wird nicht wie bei uns zerpflückt, einer zahlt für den ganzen Tisch. Wenn man das Lokal verlässt, bleibt das Trinkgeld auf dem Tisch liegen.

Brot wie das berühmte Baguette und all die anderen französischen Varianten, werden vor dem Verzehr übrigens in kleine, mundgerechte Stücke gebrochen (das gleiche gilt übrigens, abgesehen vom Frühstück, eigentlich auch hierzulande!)

In Italien hat jede Kaffeesorte ihre eigene Tageszeit. Der starke Espresso hilft einem schon mal aus dem Bett. Beim Frühstück gibt´s dann zum Cornetto (Hörnchen) entweder einen Cappuccino oder Latte Macchiato (das Ganze im Stehen an der Kaffee-Bar). Nach Elf trinkt man eigentlich nur noch den kleinen Schwarzen. Die Kaffee-Rechnung der Dame wird selbstverständlich vom Herrn übernommen. Alles andere wäre eine Beleidigung gegenüber der Frau. Da wir Deutschen zu allen Tageszeiten Cappuccino trinken, wundert es in Bella Italia wahrscheinlich niemanden, dass wir auch noch die Spaghetti mit Hilfe eines Löffels wickeln (auf jeden Fall weniger peinlich als zerschnippeln!) Wenn einem die Nudelportionen zu klein vorkommen, liegt es daran, dass sie eigentlich nur als ein Teil des Menues gedacht sind. In Italien genießt man das Essen über mehrere Gänge, inkl. Aperitif, Dessert und Kaffee am Ende.
Nebenbei, das lässige „Ciao“ gilt (wie auch in der Schweiz) nur unter guten Bekannten oder jungen Leuten.

Südtirol gehört zwar auch zu Italien, weswegen die Ortsschilder zweisprachig Auskunft geben, aber die Bewohner sagen und hören lieber die deutsche Bezeichnung der Ortsnamen.

Die Griechen gelten als besonders herzlich und offen. Trotzdem halten sie sich in einigen Gebieten noch fest an ihre Traditionen. Jenseits vom Tourismustrubel, in ländlichen Gegenden sollten man sich beim Flirt mit den Einheimischen zurückhalten.

In Restaurant bestellt man statt des „türkischen Kaffees“ besser den griechischen, den es überall gibt. Die Rechnungen fallen beim Essen oft „glatt“ aus und werden meist abgerundet, bei einer höheren Summe jedoch auch aufgerundet. Auch in diesem Land bezahlt einer für die ganze  Gruppe.  Als Dankeschön für eine Einladung freut sich der private Gastgeber über ein Foto des gemeinsamen Abends. Damit ist eine weitere Einladung fast sicher.

Ein Nicken mit dem Kopf gilt übrigens in Griechenland nicht als Einverständnis. Und beim Small-Talk sollte man um bestimme Themen einen Bogen machen: die Finanzkrise, Türkei, Zypern und das „neue“ Mazedonien.

In Griechenland gilt das Zeigen offener Handflächen als böse Beleidigung, wer also zum Abschied winkt, tut dies mit dem Handrücken.

In Spanien ist man sehr gastfreundlich und temperamentvoll. Das heißt aber nicht, dass man keinen Wert auf gutes Benehmen legt. Deutsche Hektik und Eile kommen hier nicht gut an, denn in Espana ticken die Uhren anders. Vor allem in Restaurants – aber, man hat ja schließlich Urlaub und eigentlich Zeit genug. Über die heiße Mittagszeit läuft gar nichts – die Geschäfte sind geschlossen. Man gönnt sich in der größten Mittagshitze eine kleine Siesta – was soll man auch anderes tun? Spanier feiern gern. Wer nicht als Tourist auffallen möchte, klatscht den Flamenco nur mit, wenn er auch das nötige Taktgefühl besitzt, denn dabei verstehen die Spanier keinen Spaß.

Sich in Spanien über Lärm zu beschweren bringt nicht viel. Die Spanier haben´s gerne laut – sie leben im zweitlautesten  Land der Welt nach Japan. Für Familien ist Spanien deshalb ein Paradies: Schreiende Babys werden von fremden Passanten getätschelt, ältere Kinder dürfen beim Spielen hemmungslos lärmen.

Aber auch in der Türkei ist man gastfreundschaftlich, deshalb gilt eine abgelehnte Einladung als äußert unhöflich. Dafür braucht´s eine gute Ausrede.

Wer eine Moschee besuchen möchte, muss grundsätzlich Schuhe ausziehen. Während eines Gebets ist es nicht sehr rücksichtsvoll, die Gläubigen in ihrer Zeremonie zu stören. (Das gilt eigentlich grundsätzlich für Gotteshäuser jeder Art.)  An einem Freitag, dem Hauptgebetstag am besten den Besuch in einer Moschee meiden. Wer es noch nicht weiß: Frauen bedecken ihren Kopf mit einem Tuch, kurze Röcke und Hosen sind tabu.

Man muss zwar nicht selbst fasten, aber man kann der hiesigen Kultur Respekt zeugen und sich während der Fastenzeit der Einheimischen mit Rauchen, Trinken und Essen etwas zurückhalten.

Schnäuzen in der Öffentlichkeit gilt in der Türkei (und z. B. auch in China) als üble Unsitte. Am besten, den Tisch verlassen und mal kurz die Toilette aufsuchen.

Auch das offensichtliche Flirten mit der einheimischen Weiblichkeit wird – wie in vielen südlichen Ländern – nicht gern gesehen und die alte Tradition, wonach Brüder ihre Schwestern beschützen, gilt auch heutzutage noch vielerorts.

Geldscheine in der Türkei ziert der türkische Staatsgründer Kemal Atatürk, weshalb man mit ihnen sorgsam und ordentlich umgehen sollte.

Die Einreise in die USA verlangt das Ausfüllen einiger Dokumente mit zum Teil merkwürdigen Fragen. Diese sollten geduldig und wahrheitsgemäß beantwortet werden, denn in diesem Zusammenhang verstehen die Amerikaner gar keinen Spaß! Und das kennt man ja aus einschlägigen Filmen: kommt man mit einen Mietwagen in eine Verkehrskontrolle, bleibt man in seinem Fahrzeug sitzen und legt vor allem die Hände gut sichtbar auf das Lenkrad. Eine hektische Bewegung in Richtung Handschuhfach ist keine gute Idee!
Der Konsum von Alkohol ist in den Staaten in der Öffentlichkeit verboten. Also, die Flasche Bier möglichst hinter verschlossenen Türen trinken und die gerade gekaufte Flasche Wein im Auto in der dafür vorgesehenen Tüte belassen.
Übrigens: Textilfreies Baden ist an den Stränden der USA ein „No-Go“, und nicht einmal bei Kleinkindern erlaubt. An einigen Stränden ist selbst das oben-ohne-Sonnenbaden unter Strafe gestellt.

Das Trinkgeld – zwischen 10 und 15 % – ist ein fester Bestandteil des Lohns, deshalb sollte  man an dieser Stelle nicht kleinlich sein.

In China hat sich der traditionell europäische Händedruck bereits teilweise etabliert, er sollte jedoch nur kurz und nicht zu „mit Schmackes“ ausgeführt werden. Lieber erstmal warten, ob die Person ihre Hand anbietet oder die Begrüßung ohne Körperkontakt bevorzugt. Generell gilt: Keinen längeren, direkten Augenkontakt – dies signalisiert, dass man dem Gegenüber Respekt entgegenbringen. Trinkgeld fernab der touristischen Zentren gilt eher als Beleidigung, denn als Wertschätzung.

In China verschenkt man niemals eine Uhr. Nach dem Volksglauben wünscht man damit dem Beschenkten den Tod. Auch sollte man niemals in geschlossenen Räumen einen Schirm öffnen, das bringt auch Unglück.

Wer in Thailand Selfies schießen will und sich dabei auf eine der zahlreichen Buddha-Statuen setzt oder stellt, muss bei dieserart Entweihung mit einem Gefängnisaufenthalt rechnen.

Die Thais haben ein ausgeprägtes Nationalbewusstsein, die Nationalhymne wird daher nicht nur bei besonderen Anlässen sondern auch im Alltag des Öfteren gespielt. Generell sollte man sich gegenüber nationalen Symbolen  respektvoll verhalten. Gemeint sind auch Banknoten, auf denen der thailändische König Bhumipol abgebildet ist.

Im Land der Harmonie und des Lächelns wird auf Höflichkeit Wert gelegt. Das Lächelnd der Einheimischen ist nicht immer nur ein Zeichen für gute Laune, sondern es dient häufig auch dazu, Situationen zu entschärfen und Konflikte zu vermeiden. Am Einfachsten, man benimmt sich selbst auch immer freundlich und höflich, dann bringen einem die Einheimischen auch Toleranz und Respekt entgegen. Und das geht gar nicht: einem Kind noch einem Erwachsenen über den Kopf streichen.

In Indien ist das europäische Händeschütteln nur im Business üblich. Für die traditionelle Begrüßung die Handflächen vor der Brust aufeinander legen (die Finger sollten nach oben zeigen) und den Kopf etwas neigen.
Aufgepasst: das häufig wippen mit dem Kopf signalisiert Zustimmung, trotzdem gibt es auch wie bei uns das Kopfschütteln als ablehnende Geste– wer aufmerksam ist, findet den Unterschied schnell heraus.

Inder konsumieren keinen oder nur sehr wenig Alkohol, besser, man lässt es in der Öffentlichkeit auch bleiben.

Öffentliche Berührungen zwischen Mann und Frau (auch wenn diese verheiratet sind) sind verpönt. Wichtig sind zudem die strengen Hierarchien, die in Indien nicht hinterfragt werden: So steht der Mann gesellschaftlich über der Frau, die Älteren über den Jüngeren, die Angehörigen einer höheren Kaste über denen einer niedrigeren Kaste. Als Mann sollten Sie dementsprechend den indischen Frauen weniger Beachtung schenken als ihren Ehegatten.

Inder dürfen ähnlich wie die Chinesen keine Frage mit einem eindeutigen Nein beantworten, deshalb ist es höflicher Fragen so zu formulieren, dass derjenige nicht mit Nein antworten muss.

In Indien darf man hemmungslos hupen. Auch in der Türkei und auf Taiwan gehört es zum normalen Verkehr.

Grundsätzlich:

  1. Egal welches Land du als Urlaubsziel wählst, beachte die Kleidervorschriften in Kirchen und Moscheen. Spaghetti-Träger, Bikinioberteile und kurze Hosen sind hier tabu. Schultern und Knie müssen auf jedem Fall bedeckt sein.
  2. In jedem Land finden es die Einheimischen höflich, wenn man zumindest die Begrüßung und gewisse Höflichkeitsfloskeln wie „bitte“ und „danke“ in der landestypischen Sprache anwenden kann.
  3. Bei Ausflügen in die Gegend mit dem Auto den Fuß vom Gas nehmen – sonst kann es (schon bei unseren nächsten Nachbarn) schnell mal richtig teuer werden.
  4. Vermeide öffentliche Grundsatzdiskussionen über traditionelle Eigenheiten. Der Stierkampf in Spanien z.B. ein fester Bestandteil der Kultur.
  5. Zurückhaltung bei Körperkontakt in der Öffentlichkeit. Dies übersteigt in zahlreichen Ländern die Toleranzgrenze der Einheimischen.
  6. In Ländern, in denen die Finger zum Essen benützt, sind es immer die der rechten Hand. Die linke Hand hat in diesen Ländern eine hygienische Aufgabe und gilt als unrein.