Inges Dinge - Weihnachtsdeko

Weihnachtsdeko

Die Lebkuchen stehen  im Supermarkt schon seit September im Weg rum. Jetzt wird’s aber mal Zeit für die Weihnachtsdeko Zuhause. Bei mir gibt es dafür zwei große, prall gefüllte Umzugskartons. Außerdem ein sperriger Kerzenleuchter, der in keine Kiste passt. Alles andere muss rein. Und wenn es was Neues gibt, muss was Altes dafür raus. Ganz Feng shui.

Das ist aber nicht so einfach. Wie bei den Büchern. Ein schrumpeliger Engel aus einem Korken gebastelt – das erste Adventsgeschenk aus dem Kindergarten! Der Holzstern, eine Erinnerung an den ersten Weihnachtsmarktbummel  zu zweit (jeweils einmalig). Die bestickte Mitteldecke von Oma – hoffnungslos altmodisch aber Kult. Und so geht´s weiter.

Ist es an mir, zu schmücken, dann geschieht das verhalten. Pergamentsterne und hier und da etwas am Schrankschlüssel, Kommodenknopf und an der Haustür.

Wenn aber die Männer im Haus erstmal auspacken, dann wird aus dem Vollen geschöpft. Zu den bereits vorhandenen Nägeln werden noch weitere in Wände, Fenster- und Türrahmen getrieben. Von jedem Sims lächelt gütig ein anderer Weihnachtsmann, Engel, Nikolausi. Aus den verschiedenen Treppenecken grinsen Schneemann, Rentier und Wichtel. Man fühlt sich irgendwie beobachtet. Krippenfiguren fürs Fenster aus Tonkarton und Pergament, mit Tesafilm mehrerer Jahrgänge geflickt. Meterweise Lichterketten, blinkende Sterne und Stofftiere, die bei Berührung amerikanische Weihnachtslieder gurgeln. Die heilige Familie (selbstgebastelt mit gesammelten Papprollen aus dem Badezimmer!). Glaskugeln mit dem Emblem des Lieblings-Bundesligisten (vom Teenie verteidigt). Strohsterne, die mit der Nagelschere neu „frisiert“ werden müssen und so jedes Jahr an Größe einbüßen. Und die Jungs hören erst auf, wenn die Kartons leer sind.

Alles zusammen sieht aus wie“ Weihnachten bei Stephen King“. Schön geht anders. Aber ich fürchte mich jetzt schon vor der Zeit, wenn keiner mehr Weihnachtspost mit Reißnägeln an den neuen Wohnzimmerschrank pinnt. Wenn sich ein Christbaum „nicht mehr lohnt“ und ich still und einsam in mein verdorrtes Adventsgesteck aus dem Discounter weine.