Inges Dinge - Sattes Rot

Sattes Rot

Bin mal wieder spät dran. Eigentlich könnte ich schon mit den ersten Sonnenstrahlen im März den nächsten Gartenmarkt plündern, muss mich aber erstmal mit Stiefmütterchen o.ä. hartgesottenem begnügen.  Obwohl, die Vergissmeinnicht waren dieses Jahr auch wieder ein Traum. Jetzt sind die Eisheiligen schon wieder ne ganze Weile vorbei und meine Töpfe und Kisten sind immer noch leer.

Seit Anbeginn der Zeit hängen sie üppig über die Geländer alpenländischer Bauerhöfe, wie Federbetten zum Lüften. Einst waren sie für mich spießig wie Jägerzäune, Ligusterhecken und Blockstreifenmarkisen: Geranien. Für die Buchs-Liebhaber, die in ihrem Garten  sonst nur noch Golfrasen, Chinaschilf und Schotter kultivieren sind sie es immer noch. Aber, meine Welt ist bunt. Ich hab gerne was Blühendes auf meiner Terrasse, in meinen alten Einweck-Kesseln, verwitterten Flechtkörben und Zinkwannen. Für die regelmäßige Aufmerksamkeit für den Blumenschmuck gebricht es mir allerdings an Disziplin. Aber dafür gibt es ja, wie gesagt, die pflegeleichte Geranie, die gern die volle Sonne genießt. Nach mehr oder weniger erfolglosen und/aber teuren Versuchen bekenne ich mich nun zu diesem Klassiker. Der hat schließlich einiges zu bieten. Schreiendes Pink und sattes Kardinalrot, zartes Babyrosa, Purpur, Weiß oder sogar Gelb. Was das Herz begehrt. Das ganze hängend, stehend, kissenartig, gefüllt, fedrig, duftend – so viele Varianten, so viele Möglichkeiten. Und die volle Pracht macht was her. Wer´s drauf hat, bringt sie sogar durch den Winter (im Keller z.B.)

Ein bisschen anspruchsvoll sind sie doch: die Erde darf gehaltvoll sein – am besten gleich Geranienerde kaufen. Der Topf und der Abstand zur Nachbarpflanz sollte groß genug sein. Was sie nicht mögen: nasse „Füße“ – kein Staunässe. Das regelmäßige Entfernen von abgestorbenen Pflanzenteilen lässt sich zwar gut zur meditativen Feierabendtätigkeit ausweiten, aber keine Sorge, tatsächlich reichen ein paar Handgriffe während des Gießens.

Meine Markise hat auch Blockstreifen und mittlerweile finde ich sogar Jägerzäune wieder schön –denn, gefüllte Gabionen im Wechsel mit „Irgendwas in Rost“ kann ich schon nicht mehr sehen. Und den Liguster würde ich auch den ewig gleichen, langweiligen Thuja-Hecken vorziehen, wenn ich nicht schon einen spießigen Maschendrahtzaun hätte.