Header Inge Rente

Rente light

Ich bin im falschen Film. Komm mir vor wie in einem Schwarz-weiß Streifen mit Familienhierarchien aus den 50ern. Der Heimwerker ist arbeitsunfähig. Geschätzte sechs Wochen und zwei davon haben wir hinter uns. Der Mann geht an Krücken und hat somit keine Hand mehr frei. Darf das Bein nicht belasten.

So muss das früher gewesen sein, wenn der Ernährer anwesend war: Muttern räumte permanent hinterher. Mutter, hol mir dies. Mutter, bring mir das. So weit sind wir nun doch noch nicht. Ich trage immer noch meinen regulären Vornamen. Und der Geschlagene verpackt bis jetzt noch alles in einen freundlichen Konjunktiv. Mit dem Jute-Beutel um den Hals für den Kleinkram (Handy, Ladekabel, Brille, Netztelefon, Schmerztabletten, Lektüre, Drops …), kämpft er außerdem verbissen um einen Rest Unabhängigkeit. Aber schon Anziehen geht nur partiell allein. Ortswechsel geht auch, aber das Bein muss hoch, am besten auf ein Kissen. Auf einem Hocker.

Zuzüglich Krankentransporte zur Gymnastik, zum Fädenziehen, Gymnastik, Kontrolltermin, Gymnastik,etc.

Da bleibt vieles liegen. Das, wozu ich jetzt selbst nicht komm. Und außerdem: das, was der Heimwerker im Stillen so nebenbei erledigte. Und ich dachte immer, unsere Zimmerpflanzen leben von der Luftfeuchtigkeit. Ich koche, aber wer spült? Wertstoff. Getränkeservice. Der Boden, der Garten. der Hund. Usw.

Bei höflichen Anfragen des Invaliden wie: „Könntest du mir mal kurz….“ dreht die undankbare Brut die Augen zur Decke und kündigt an, penibel Buchzuführen. Zu allem anderen auch noch: Zweimal Rasen mähen. Dreimal Gassi gehen. Getränke aus dem Keller schleppen. Pausenlos. Kinderarbeit.

Dabei sind sie tagsüber sowieso nicht greifbar. Aber ich.

Es ist ein Elend. Der Mann hat Muse, aber man kann ja nicht den ganzen Tag lesen, Fernsehen, Computern. So betrachtet man das Eigenheim, das man sonst nur zwei Stunden im hellen Lichte sieht, mit ganz anderen Augen. Im Detail. Mit dem Ergebnis: MAN könnte mal….. Schlimmer: MAN sollte mal…

Dieser Mensch braucht dringend eine Aufgabe. Im Sitzen. Leichte Bürotätigkeit: Kontoauszüge und Abrechnungen ordnen, Bedienungsanleitungen und Garantien ausmisten, Urlaubsplanung, etc.

Das geht, wenn´s sein muss, auch noch im Liegen.