26 ois is happy around inges dinge hallo

Ois is happy around

Es liegt schon in der Luft. Die Bahn-Pendler an der Strecke München-Stuttgart legen schon mal die Ohren an. Bald bricht sie über ihnen zusammen, die Wiesen- und Wasenwelle. Brechendvolle Wagons im Feierabendverkehr und das ist jeweils wörtlich zu nehmen. Alles, was ein Dirndl im Schrank hat (und das gehört mittlerweile zum Standard wie das kleine Schwarze) oder die von Opa geerbte Krachlederne, macht sich demnächst auf den Weg zum Herbsthöhepunkt. Und es ist egal, in welche Richtung der Zug fährt. Hier wie dort regiert die Gaudi.

Doch nicht nur im Süden der Republik legt das Küchenkaro im Straßenbild zu. Bald jede deutsche Groß- und Kleinstadt hält mit und schenkt zwischen September und Oktober Bier in Krügen aus. Oft zu astronomischen Phantasiepreisen, die der willige Schunkler klaglos bezahlt.

Es gibt genügend Mitmenschen, die sich über die Invasion amerikanischer Gebräuche in Form von Kürbisköpfen und Gummifledermäusen auslassen, dabei gehen mir schon die landeseigenen blauweiße Rauten und gezuckerten Lebkuchenherzen allenthalben auf den Wecker. Kein Schaufenster, kein Supermarkt, kein Stadtmagazin, kein Firmenevent ohne Brezen. Und auch im Business wird mittlerweile ein Bierzelt-Outfit erwartet.

Es ist gut zehn Jahre her, da war das Töchterlein ganz stolz auf ein von Oma genähtes Dirndl. Amerikanische Touristen baten damals um Erlaubnis, ein Foto vom „German Girl“ (mit blonden Flechtzöpfen) machen zu dürfen. Bei den andern Zehnjährigen eckte sie damit seinerzeit voll an. Total uncool. Heute plündern die Altersgenossinnen als erstes die Oktoberfest-Aktion im Second-Hand-Kaufhaus. Und wer kein Original mehr erwischt, muss sich mit lieblos zusammengesteppten Nachbauten der gängigen Shoppingcenterlabel begnügen. Außer, der Geldbeutel lässt einen Besuch im Trachtenladen zu.

Und dann geht’s ab ins Zelt – und tatsächlich, die Hard-Rock-Blasmusik bringt die Buam und Dirndln bereits mit dem ersten Stück auf die Bänke. Schweiß und Frohsinn brechen aus. Hinterm Zelt gibt’s auch gleich die erste Schlägerei.

Eine Mordsgaudi, jedes Jahr.