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Grünes Flimmern

Vor Jahren stand in einem Artikel über Kommunikation in der Ehe, dass Ehepaare nach fünf Jahren bereits nur noch 15 Minuten pro Tag persönliche Gespräche führen würden. Persönlich.  Also nicht „gehst Du diesmal zum Elternabend?“ oder „das Auto muss in die Werkstatt“… Jetzt währt unsere Partnerschaft schon so lange, dass wir uns statistisch betrachtet sogar auf eine reduzierte Mimik beschränken könnten. In den kommenden Wochen wird mir auch nix anderes übrig bleiben.

Der Heimwerker hat momentan seinen Mitmenschen gegenüber eine Aufmerksamkeitsspanne wie ein Vierjähriger. Es ist dabei auch völlig wurscht, wer spielt:  sobald der Bildschirm grün flimmert ist der Mann paralysiert. Antwortet, wenn überhaupt, nur mit Zwei-Wort-Sätzen.

Immerhin achtet der Kerl wenigstens auf seine Gesundheit. Im ergonomischen Swinger sitzend, gibt’s für ihn auch nur Obst und Grünen Tee. (Gäbe es keine Halbzeit müssten die Krankenkassen bei Meisterschaften vermutlich Thrombosespritzen verteilen.) Gott sei Dank muss er ab und zu auch noch mit dem Hund raus.

Bis zum Finale werde ich wohl besser salzlos kochen, um des Hausherrn Blutdruck (was macht denn der blinde Schiri da?) im Zaum zu halten.

Richtig ungesund wird´s aber erst im Rudel. Ist Deutschland im Spiel rotten sich die großen Jungs in Horden zusammen. Ganze Büroabteilungen laufen auf. Die örtlichen Kneipen und Vereinsheime sind alle mit Beamer und Riesenleinwand bestückt. Wegen der schlechten Witterung werden die privaten Garten-Fußball-Partys in die Garage verlegt. Da darf man auch rauchen! Und von Grünem Tee und Obst redet niemand mehr. Ein hiesiger Metzger verschenkt derzeit jeweils ein Party-Bier-Fass an Gruppen ab 10 Personen, die entsprechend Grillgut ordern. In der Stammkneipe gibt der Wirt für jedes deutsche Tor einen aus. Gesund ist das alles nicht mehr.

Aber Fußball alleine ist doch langweilig.