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Da simmer dabei

Es ist schon wieder eine ganze Weile her, als Rucksäcke Alltag wurden. Davor wurde ihr Anblick mit ätzenden Sonntagsausflügen im Kreise der Familie verknüpft. Das hat mich lange davon abgehalten, mir so ein Teil zuzulegen. Man muss ja nicht alles mitmachen, nur weil es Mode ist.

Schon in der ersten Phase der Leggins in den 90ern habe ich mich diesem Kleidungsstück verweigert, weil meine Körperform allein schon irritierte Blicke provozierte. Meine Mutter hat das nie beeindruckt. Leggins waren/sind bequem. Vor allem aber sind sie modern. Und nur das zählt. Auch in Zeiten, in denen die Devise „bauchfrei“ hieß, konnte ich mich nicht damit anfreunden, dass selbst Moppelkataloge Hüfthosen zu Taillen-Shirts anboten. Welches Modepüppchen hätte sich vor Jahren in der Stadt in blau-weiß-gestreiften Badelatschen sehen lassen? Auf einmal geht’s. Die Dinger sind ja so bequem. Das sind sie in 5 Jahren immer noch und werden trotzdem wieder geächtet sein. In Tanzbuden gibt es mittlerweile Automaten für Gymnastikschlappen in Gold und Silber, weil den Mädels nach zwei Stunden abhotten auf Bleistift-Plateaus die Füße taub werden. Warum nicht gleich Ballerinas? Selbst in einer mitunter kritischen „Frauensendung“ stöhnte die Moderatorin über ihre Super-Hacken: „Nach der Sendung kick ich die erstmal weg“. Stehen High-Heels bei ihr im Arbeitsvertrag? Vor zwanzig Jahren waren nur Pornostars rasiert, heute kaufen 12-jährige Mädels Rasurvorlagen im Drogeriemarkt. Ganz zu schweigen von Modeerscheinungen, bei denen nur die plastische Chirurgie weiterhelfen kann.

Ältere Mitbürgerinnen mögen sich erinnern, es gab Zeiten, da galt schon ein simpler BH als persönliche Einengung.

Andererseits: ein Kollege von mir, der sein Lebtag unförmige, maßgeschneiderte, naturlederne Orthopädenschuhe tragen muss, freut sich, dass er angesichts trendiger Keilabsatzklötze (nude) endlich mal modisch mithalten kann.