Header der Fluch der Kurzhaarschnitte

Beim Friseur: Der Fluch der Kurzhaarfrisur

Jede von uns hat eine geizige Seite. Bei Lebensmitteln zum Beispiel nehme ich nicht das billigste Angebot. Wenn´s mir im Urlaub schon gut geht, soll sich auch der Ober über ein üppiges Trinkgeld freuen dürfen. Und im Buchladen bin ich immer ein Opfer der Versuchung. Aber beim Frisör ärgert mich wirklich jeder Cent.

Nicht, dass ich nicht mit der Arbeit dieser Zunft unzufrieden wäre. Allein der Umstand, dass ich auf jeden Fall allerspätestens in 6 Wochen wieder antanzen muss, schafft Verdruss. Dabei ist die letzte der sechs Wochen die schlimmste. Schon als Teenager habe ich um jeden Tag Verlängerung gekämpft. Mir den Wolf geföhnt. Manchmal konnte ich der Versuchung nicht widerstehen und habe selbst Hand angelegt. Regelmäßig gab es dafür Schimpfe oder Häme vom Fachmann. Völlig zu Recht.

So schlimm treibe ich es heute nicht mehr. In den letzten Tagen wurschtelt man sich halt so durch. Ganz frisch gewaschen und geföhnt geht es ja meist noch. Die älteren Damen meiner Kindheit hatte es gut. Wenn das Haupthaar derangiert war hat man bis zum nächsten Waschen und Legen einfach ein Hütchen aufgesetzt und dieses selbst im Café aufbehalten.

Und dann ist Sonntagmorgen – rien ne va plus. Dann muss es gleich sein. Auf der Stelle. Leider habe ich aber bei der Auswahl meiner Freundinnen nicht so sehr auf deren Profession geachtet. Deshalb muss ich bis Dienstag leiden.

Und wer soll es machen? Den Sinn dieser Frage habe ich bis heute nicht begriffen. Es sind doch alles Profis, oder? Die Azubine darf eh nur zum Waschen ran, oder Haare zusammenkehren. Beim Gynäkologen oder Zahnarzt, o.k., da muss die Chemie stimmen, das muss passen. Aber sonst. Jedenfalls werde ich meist mit einem schrägen Blick taxiert, wenn ich bei der Anmeldung „egal“ antworte.

Und weil ich mich furchtlos und vertrauensvoll jeder Schere ergebe, bin ich auch noch nie wirklich „verschnippelt“ worden. Obwohl ja manche Begriffe wie „bitte nicht so kurz“ oder „nur die Spitzen“ scheinbar nicht genau ins Frisörische übersetzt werden können. Ein Knock-out-Kriterium ist allerdings weniger der Zweifel am Geschick der Fachfrau als vielmehr der Übereifer einer sprudelnden Alleinunterhalterin. 45 Minuten ohne Punkt und Komma: Malle, Wetter, Schuhe.

Aber am Ende bin ich schließlich doch zufrieden. Gehe erhobenen Hauptes aus dem Laden und fühle mich fünf Jahre jünger. Und nehme mir (jedes Mal aufs Neue) vor, mit dem nächsten Termin nicht so lange zu warten.
Ganz nebenbei, in den bundesdeutschen Drogeriemärkten gibt es Regalfluchten gefüllt mit endlosen Varianten von Shampoo. Für Glanz, starke Spitzen, Volumen – gegen Fett, Schuppen, Haarausfall – mit Hopfen, Ei, Granatapfel, Olivenöl, Silikon – männlich, aktiv, glättend, feuchtigkeitsspendend, erfrischend… etc.
Den Damen, die mir den Kopf waschen ist es offensichtlich egal, was mein Haar möglicherweise benötigt – beim Haarprofi gibt´s jedenfalls immer nur eine Sorte für alle. Und das funktioniert seltsamerweise auch.