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Alles muss raus

Manchmal sind auch wir normal.

In den Winterferien war endlich mal wieder Zeit, die Bude auf Vordermann zu bringen. Die Leichen im Keller zu entsorgen. Was man immer schon erledigen wollte. Jetzt haben die guten Fondueteller lange genug den Schrank blockiert. Wer braucht eigentlich so viele leere Marmeladengläser? Alte Lampenschirme. Schöne Schnapsflaschen. Ersatzfilter für Abzugshauben, die ihrerseits schon seit längerem ersetzt wurden. Weihnachtsschmuck, B-Sortierung. Geschenke, die man sich niemals selbst kaufen würde. Weg.

In den anderen Räumen sieht es nicht viel besser aus. Einsame Pizzateller, die keiner je benützt. Vermackte Kaffeebecher mit sentimentalem Hintergrund. Von fünf Küchenmesserchen sind 3 stumpf wie Scheren aus dem Kinder-Arztkoffer. Gewürznachfüllpackungen mit Verfallsdatum knapp nach der Jahrtausendwende. Teesorten, die eigentlich keiner mag. Weg.

„Optimisten-Hosen“ – in die man sich erstmal wieder hineinhungern müsste. Alte Lieblingsstücke mit sentimentalem Hintergrund (ähnlich wie Kaffeebecher), mit denen man sich auf der Straße nicht mehr sehen lassen kann. Pullis, die nur im Licht der Umkleidekabine gut aussahen. Sündhaft teurer Partyfummel, der einen für alle Zeit an einen bescheidenen Abend erinnern wird. Weg.

D-I-Y- Projekte, die nie fertig werden -die Wolle war sackteuer. Die Designer-Jeans, deren Reißverschluss sich nicht von selbst repariert. Kerzenstummel für den Tag der großen Schmelze  (dafür gibt es aber für den neuen Induktionsherd gar keinen alten Topf). Blumensamen, so alt, dass er schon für die „Gesellschaft zur Erhaltung alter Kulturpflanzen“ interessant werden könnte. Weg.

Vergilbte Büchertipps, aus deren Themenwelt man rausgewachsen ist. Reiseprospekte mit vergilbten Preisen. Von Kaffeekringeln verunzierte Gutscheine, die eh keiner eintauscht. Rezepte, die eh keiner kocht. Weg.

Alte Adressen, Telefonnummern, mail-kontakte – das Adressbuch, mit seinen viermal versudelten Eintragungen. Weg.
Lieber ein neues anlegen. Und bestimmte Leute gleich weg lassen. Lebensphasen, Erinnerungen, schräge Beziehungen. Abhaken.

Platz machen für Neues.