Ich selbstständig? Diese Frage verneinen viele Frauen für sich. Dabei träumen viele davon, ihre eigene Chefin zu sein. Den Schritt in die Selbstständigkeit wagen allerdings nur wenige. Gerade junge Frauen sind zurückhaltend. Dabei kann die Selbstständigkeit eine Option zur beruflichen Entwicklung oder Neuorientierung sein.
Frauen gründen seltener
Zwar gründen Frauen derzeit so viel wie nie zuvor, dennoch ist der Anteil an Gründerinnen insgesamt gering. Nur 13,9 Prozent aller Start-Ups werden von Frauen gegründet, der Rest von Männern. Warum ist das so? Tanya Wilson und Robert Sauer, zwei Forscher aus Großbritannien, sind dieser Frage in einer Studie nachgegangen. Sie sehen die größten Hindernisse für Frauen auf dem Weg in die Selbstständigkeit bei der Finanzierung. Männer verfügten eher über die entsprechenden finanziellen Mittel, die es braucht, um ein Unternehmen zu gründen und erfolgreich zu machen. Frauen hingegen verfügen häufig nicht über entsprechende Geldreserven. Dazu kommt: Gründungswillige Frauen haben es bei Banken schwerer, einen Kredit zu bekommen als Männer. Die zwei britischen Forscher rufen daher dazu auf, private Initiativen zu gründen, welche Frauen auf dem Weg in die Selbständigkeit finanziell unterstützen.
Ein Konzept, dass in diese Richtung geht, gibt es bereits. Bei Funding Circle erhalten Selbstständige Kredite von privaten Anlegern. Auf dem Kreditmarktplatz können Gründer und Gründerinnen ihr Projekt vorstellen und Investoren finden. Wer eine gute Idee hat und diese überzeugend präsentiert, hat gute Chancen auf einen Kredit. Hier sollten Frauen ihr Können nicht unter den Scheffel stellen.
Zwischen Akquise und Altersvorsorge
Ein überzeugender Auftritt ist nicht nur bei Investoren wichtig, sondern auch bei Kunden. Graue Mäuse haben es schwer, Aufträge zu bekommen. Gründerinnen sollten sich und ihr Unternehmen sichtbar machen. Aufträge von Kunden, die über Freunde, Bekannte und Familie empfohlen wurden, sind toll, doch wer wachsen möchte, kommt um Marketing und aktive Kunden-Akquise nicht herum.
Auch mit ausgefeilter Marketing-Strategie und brillanter Akquise kann es dauern, bis die Selbstständigkeit Rendite bringt. Ein bis zwei Jahre müssen Selbstständige rechnen, bis sich ihr Unternehmen am Markt etabliert hat. Beim Durchhalten helfen Erfahrungsberichte von Frauen wie Michaela Neumann, die den Sprung in die Selbstständigkeit gewagt haben. Und sie ist nur ein Beispiel von vielen auf she-preneur.de, einem Blog rund um die Selbstständigkeit von Frauen.
Wenn die Einnahmen stabil sind, ist es gerade für Frauen wichtig, sich um die Altersvorsorge zu kümmern. In puncto Altersvorsorge ist die Selbstständigkeit nämlich ein Risikofaktor für Altersarmut. Selbstständige fallen nicht unter die gesetzliche Rentenversicherung, sondern müssen sich selber um die Altersvorsorge kümmern. Gründerinnen sollten sich des Risikos bewusst sein und sich entsprechend zum Thema Altersvorsorge umfassend informieren und beraten lassen. Erste Informationen zum Thema bietet die Deutsche Rentenversicherung.
Ansonsten ist die Selbstständigkeit eine Chance, finanziell unabhängig zu werden – eine gute Idee, Gespür fürs Business und Einsatzbereitschaft vorausgesetzt. Doch Obacht: Wer einmal erfolgreich selbstständig gearbeitet hat, kann mit den Zwängen einer Festanstellung später meist nicht mehr viel anfangen.
